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Bison

bison

Herkunft: Nordamerika

Vielen Besuchern eines Zoologischen Gartens oder Wildgeheges wird schon die große Ähnlichkeit zwischen dem nordamerikanischen Bison und dem eurasischen Wisent aufgefallen sein, die schon auf eine nahe Verwandtschaft hindeutet. Ein kurzer Blick in die Geschichte des Bison-Stammes soll diese Zusammenhänge erhellen.

Entwicklungsgeschichte
Im Eiszeitalter (Pleistozän) lebte in Nordindien ein Bison (Bison sivalensi), der sich nach Norden ausbreitete und den Ausgangspunkt für einige weitere Formen bildete. Im Westen entstand daraus der Wisent, ein Waldbewohner, während in den Weiten Nordasiens der Steppenwisent entstand. Der Steppenwisent gelangte über die damals noch vorhandene Landbrücke der Behringstraße nach Nordamerika und entwickelte sich zum Bison. Die heute noch lebenden Formen Wisent und Bison haben demnach einen gemeinsamen Ursprung. Sie sind miteinander so nahe verwandt, daß sie sich fruchtbar kreuzen lassen. Man könnte diese Formen daher als Unterarten einer einzigen Art ansehen. Hier werden Bison und Wisent, dem Brauche der meisten Autoren folgend, als zwei verschiedene Arten dargestellt. Der Wisent gilt als die ursprünglichere der beiden Formen.

Verbreitung
Ursprünglich kam der Bison von Alaska im hohen Norden bis nach Mexiko hinein vor. Im Norden entwickelte sich als eine Unterart der Waldbison (Bison bison athabascae), die sich in ihrer Gestalt etwas von der anderen Unterart, dem Präriebison (Bison bison bison), unterscheidet. Heute lebt der Bison nur noch in kleinen Teilen seines ursprünglichen Verbreitungsgebietes in Reservaten.

Körperbau
Die Bullen des Präriebison erreichen eine Schulterhöhe von 190 cm und ein Gewicht bis 818 kg. Die Kühe sind um 1/4-1/3 kleiner als die Bullen. Der Körper wirkt in seiner vorderen Hälfte besonders massig. Der Kopf ist tief angesetzt, dahinter erhebt sich ein hochgewölbter Widerrist. Von dort fällt der Rücken bis zum Kreuz relativ steil ab. Die Beine sind kurz. Die vorderlastig wirkende Gestalt wird durch die Behaarung noch betont. Kopf, Kehle, Hals, Schultern und Vorderbeine haben einen langen Behang. Die Haare können bis 50 cm lang werden. An den Vorderbeinen bildet die Behaarung »Puffärmel«, ein deutliches Unterscheidungsmerkmal gegenüber dem Wisent.

Das restliche Fell ist kurz bis auf den dicht behaarten Schwanz. Das dicke Winterfell löst sich im Frühjahr in Fetzen ab. Die Hörner sind stumpfspitzig und nur halbkreisförmig seitwäts und nach oben gebogen.

Vom Präriebison unterscheidet sich der Waldbison aus dem Norden durch noch etwas größere Ausmaße, längere, schlankere Hörner, eine weniger steil abfallende Rückenlinie und die dunklere Farbe. Der Waldbison ähnelt mehr dem Wisent, der ebenfalls ein Waldbewohner ist.

Lebensraum
Der Präriebison war das Charaktertier der weiten Graslandschaften Nordamerikas. Dieser »Indianerbüffel« bildete die Lebensgrundlage der Prärieindianer. Ursprünglich kam er auch in den Mischwaldgebieten bis fast an die Atlantik-Küste vor.

Der Waldbison lebte in den Waldgebieten des nördlichen Kanada. Er ist kein reiner Waldbewohner, sondern hält sich in der Nähe der in den Wald eingestreuten Tundra- und Prärieinseln auf.

Lebensweise
Die Präriebisons halten in Herden bis zu 30 Tieren zusammen. Kühe und Jungtiere einerseits und Bullen andererseits bilden oftmals getrennte Verbände. Die Herden schließen sich zu riesigen Massen zusammen, wobei die kleineren Herden Verbände innerhalb des Großverbandes bilden. So konnten früher Tausende von Bisons in einer Gegend zusammenkommen und grasend langsam weiterziehen. Mit der Abweidung des Grases und der Krautvegetation ergab sich der Zwang zur Wanderung in frische Weidegründe. Zeitpunkt, Dauer und Richtung der Wanderung wurden vom Nahrungsangebot und vom Wetter bestimmt.

Im Juli begannen die Wanderzüge nach Süden. Die Wanderbewegung reichte von Kanada bis an den Golf von Mexiko. Bis zu 650 km sollen Bisons in einer Saison zurückgelegt haben. In Ostwest-Richtung zogen die Tiere vom Missouri bis an den Rand der Rocky Mountains. Unterwegs zogen die Bisons im Gänsemarsch. Dabei wurden im Laufe der Zeit regelrechte Wege ausgetreten. Als »Büffelpfade« benutzten sie die ersten Siedler.

Im Frühjahr setzte die Rückwanderung ein. Die Riesenherden lösten sich dann in kleinere Trupps auf. Die Einzelrudel verteilten sich über das Land.

Heutzutage kann man von Wanderungen der Bisons kaum noch sprechen. Ein angeborener Wandertrieb ist bei ihnen nicht vorhanden. Für die Tiere in den Reservaten entsteht kein Nahrungsmangel, der eine Wanderung auslösen könnte. Die Weidegründe erschöpfen sich bei der geringen Besiedlungsdichte nicht so schnell. Bei Nahrungsmangel werden die Bisons zusätzlich gefüttert; denn den Naturschutzbehörden liegt daran, daß die Bisons in ihren Reservaten bleiben und nicht ins Farmland überwechseln.

Bisons müssen täglich die Tränke aufsuchen, denn sie können nicht lange dursten.

Feinde
Außer dem Menschen hat der Bison keine Feinde, die ihn ernsthaft gefährden. Wölfe halten sich manchmal in der Nähe der Herden auf, um eventuell geschwächte oder kranke Tiere zu erbeuten.

Laute
Die Stimme der Bisons ist selten zu hören. Meistens schnauben oder brummen sie nur. Brunftige Bullen können ziemlich lautstark werden, wenn sie aufeinander treffen.

Bewegungsweise
Diese massigen Rinder sind schneller und beweglicher, als man ihnen zutrauen möchte. Sie sind auch gute Schwimmer. Unterwegs durchschwimmen sie ohne weiteres größere Flüsse oder Seen.

Bisons haben keine ausgeprägte Aktivitätsphase. Bei warmem Wetter halten sie eine ausgiebige Mittagsruhe. Sonst sind sie sowohl tagsüber als auch nachts in Bewegung.

Fortpflanzung
Die Brunft dauert von Mai bis September. Dazu sammeln sich mehrere Herden von Kühen und Bullen zu einem großen Brunftverband. Zwischen den Bullen gibt es heftige Kämpfe. Dabei stehen die streitenden Bullen zuerst Kopf an Kopf einander gegenüber. Plötzlich holt einer mit dem Kopf aus und schlägt gegen Kopf oder Schulterpartie des Gegners. Die dick behaarte Vorderpartie wirkt wie ein Panzer, der den Schlägen und Stößen die Wirkung nimmt. Meist stellt sich bald heraus, welches Tier das stärkere ist.

Das Aufreiten auf die Kuh erfolgt im Stehen. Nach 9 Monaten Tragzeit werden die Kälber zwischen März und Juli gesetzt. Das hochbeinige Kalb hat ein wolliges, rotbraunes Fell. Die Kühe kalben entweder von der Herde abgesondert, oder sie setzen die Jungen im Herdenverband. Meist wird ein Kalb geboren, Zwillinge sind eine Ausnahme. Das Junge kann wenige Stunden nach der Geburt stehen und laufen. Es ist in der Lage, mit der Herde zu laufen. Ein Jahr lang werden die Kälber gesäugt. Die Geschlechtsreife erreichen sie im Alter von 3 Jahren.

Gefährdung und Schutz
Das Dasein nordamerikanischer Indianer war an das Vorkommen der Bisons gebunden. Indianer folgten den Wanderungen ihrer »Büffel« und lebten von der Jagd. Der Fortbestand der Bisons wurde von ihnen nicht bedroht.

Als die Weißen begannen, das Land zu besiedeln, fanden sie in den Bisons eine leichte Beute. Die Auswirkung der Jagd auf die Bisons und auf die Indianer, deren Lebensgrundlage die Tiere bildeten, war verheerend. Von den im 18. Jahrhundert lebenden Bisons lebten nach Schätzungen im Jahre 1889 nur noch 835 Tiere.

Der Bau von mehreren Ost-West-Eisenbahnlinien ab 1870 hat die Vernichtung der Bisons beträchtlich gefördert. Die zum Teil von den Bahngesellschaften angestellten Jäger gelangten mit den Eisenbahnen schnell in ihr Jagdgebiet. Die Bahn ermöglichte ihnen den bequemen Transport der erbeuteten Felle. Einer dieser Schießer, der berühmt-berüchtigte »Buffalo Bill« vernichtete in 18 Monaten 4280 Bisons.

1890 zählte man in den Vereinigten Staaten von Nordamerika nicht viel mehr als 800 Bisons. Diesen kleinen Restbestand zu retten und zu vermehren machte sich vor allem ein Mann zur Aufgabe: William T. Hornaday. Er gewann durch unermüdliche Werbung und Aufklärung Persönlichkeiten für die Gründung und Finanzierung von Reservaten für Bisons. In den neuen Parks vermehrten sich die Tiere sehr gut, so daß der Fortbestand des Bisons heute gesichert erscheint.

Seit 1915 besteht auch ein großer Nationalpark für Waldbisons in Kanada zwischen Athabaska- und Großem Sklavensee. Leider wurden in der Anfangszeit Präriebisons in diesen Park eingeführt, die sich mit den Waldbisons kreuzten. In einem entlegenen Teil des Reservates hatte sich jedoch eine Herde reinblütiger Waldbisons gehalten. Diese bilden heute den Grundstock für die Vermehrung der nördlichen Unterart. Der Waldbison unterliegt dem Schutz durch das Washingtoner Artenschutzübereinkommen.




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