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Piranha

Serrasalmus

Herkunft: brasilianisches Amazonasgebiet

Über diese Raubsalmler der südamerikanischen Süßgewässer ist in Reiseberichten und Abenteuerromanen viel Blutrünstiges und Furchterregendes geschrieben worden, wobei diese Erzählungen meist mehr auf die Sensationslust der Leser abzielten und wohl weniger den tatsächlichen Verhältnissen entsprachen. Die »Hyänen des Wassers« sollen badende Menschen und trinkendes Vieh blitzartig überfallen und in Minutenschnelle skelettieren. Durch den Blutgeruch alarmiert, soll die Schar der Räuber immer größer werden, bis schließlich das Wasser um das bedauernswerte Opfer herum zu kochen scheint.

Dem gegenüber stehen jedoch die Berichte ernstzunehmender Forscher, wie z. B. die des vielleicht besten Kenners des brasilianischen Amazonasgebietes, des verstorbenen Harald Schultz. »Indianer-Schultz« schreibt, daß er während zwanzig Jahren intensiver Indianerforschung im Amazonasurwald insgesamt nur auf 7 Menschen traf, die überhaupt jemals von Piranhas gebissen worden waren, wobei diese Bißwunden zudem noch unerheblich waren. Von Indianern ist außerdem bekannt, daß sie völlig gefahrlos in Flüssen baden, in denen auch Piranhas leben.

Die Angaben sind also sehr widersprüchlich, und ein Pauschalurteil, hieße es nun, Piranhas allesamt als harmlos oder als höchst gefährlich zu bezeichnen, wäre in jedem Falle falsch. Offenbar spielen eine größere Zahl von Faktoren für das Verhalten von Piranhas eine Rolle. Nachgewiesenermaßen werden die Fische, vor allem bei Hunger und bei Überbevölkerung, von frischem Blutgeruch angelockt und stimuliert. Ein kräftig blutendes, ins Wasser geworfenes Wasserschwein wird dann tatsächlich in kurzer Zeit abgefleischt. Ohne das Stimulans durch frische Körpersäfte sind die Fische jedoch wahrscheinlich wirklich ungefährlich. Kein vernünftiger Mensch wird auch mit einer offenen Wunde in Piranhagewässern schwimmen. Vielleicht tritt auch durch das häufige Fressen blutigen Fleisches eine Gewöhnung und Aggressivitätssteigerung ein, denn Einheimische versichern, daß z. B. im Rio Paraguay Piranhas nur dort gefährlich sind, wo Schlachtabfälle ins Wasser geworfen werden. Möglicherweise spielt hier auch eine Art Kollektivverhalten eine Rolle, d. h., daß das Verhalten einzelner Individuen in einer Piranhaansammlung sich schnell auf die anderen Tiere überträgt.

Schließlich ist es denkbar, daß auch die Wasserqualität und -zusammensetzung von Bedeutung ist. In Aquarien mit alt abgestandenem Wasser werden die Tiere mitunter ohne erkennbaren Anlaß zu Kannibalen, ein Verhalten, das jedoch nach einem Wasserwechsel wieder verschwindet.

Gesundheitspolizei
Piranhas erbeuten vornehmlich kranke, schwache und verletzte Fische und sorgen somit dafür, daß nur die vitalsten und gesündesten Tiere der Beutepopulation zur Fortpflanzung gelangen, ein völlig natürlicher, wichtiger Ausleseprozeß. Die Piranhas selbst müssen daher Krankheiten und Parasiten gegenüber weniger anfällig als ihre Beutetiere sein.

Im Gegensatz zu den Angaben in Abenteuerberichten, wonach die Piranhas immer in großen Schwärmen auftreten, leben die untereinander wenig verträglichen Tiere nicht in eigentlichen Schwärmen; sie können aber als Einzelgänger in manchen Gebieten eine hohe Individuendichte erreichen und sich dann natürlich in größerer Zahl an einem Nahrungsbrocken einfinden.

Arten
Die verschiedenen Piranha-Arten, von den Indianern durchweg alle als »Pirayas« bezeichnet, sind z. T. nur sehr schwer voneinander zu unterscheiden. Die gesamte Gattung Serrasalmus ist bis heute noch nicht befriedigend untersucht; man schätzt die Artenzahl vorläufig auf 16.

Zwei der Arten, der Piraya (Serrasalmus piraya, bis 35 cm, hauptsächlich im Rio San Francisco in Brasilien) und Natterers Sägesalmler (S. nattereri; bis 30 cm; im Amazonas, Parana und Orinoco sehr weit verbreitet) werden als gefährlicher als die anderen Arten eingestuft. Weitere, etwas bekanntere Formen, die hin und wieder auch nach Europa importiert werden, sind Serrasalmus rhombeus, S. hollandi, S. brandti und S. niger.

Bei den in Zierfischhandlungen angebotenen Piranhas sind die Namen meist recht willkürlich vom Importeur festgelegt, solche Angaben sind keineswegs verläßlich. Vorerst gibt es auch noch keine Literatur, die eine wirklich sichere Artbeschreibung möglich macht.

Aquarienhaltung
Die sachgemäße Haltung von Piranhas ist nicht einfach, was auch der Umstand beweist, daß ihre Nachzucht bisher nur in ganz wenigen Ausnahmefällen in sehr großen Schaubecken gelungen ist. Bei manchen Liebhabern geht leider der Stolz, diese gefürchteten Raubfische staunenden Besuchern vorzuzeigen, vor eine sachgemäße Pflege, die viel Ausdauer und Kenntnisse voraussetzt. Wichtig sind eine kräftige, dichte Bepflanzung, die den Tieren Unterschlupf bietet, und vor allem - ein möglichst großes Becken.

In der Enge eines Aquariums präsentieren sich Piranhas keineswegs als vitale Räuber, sondern als hochnervöse, schreckhafte Tiere, bei denen man den Eindruck hat, daß sie ständig unter großem Streß stehen. Als Futter ist jede Art von Lebendfutter brauchbar, daneben auch Stücke von Herz und anderem Fleisch.




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