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Beutelratten

Didelphidae

Herkunft: Amerika

Wenn man von Beuteltieren spricht, denkt man fast immer an australische Tierarten und übersieht dabei oft, daß auch in Amerika Beuteltiere vorkommen. Nur dort leben die Beutelratten (Didelphidae), die wohl erfolgreichste Beuteltiergruppe überhaupt. Im englischen Sprachgebrauch heißen alle Beutelratten Opossum. Wissenschaftlich werden aber nur die Tiere, die zur Gattung Didelphis gehören, als Opossum bezeichnet.

Körperbau
Äußerlich sind viele von ihnen Mäusen oder Ratten ähnlich. Der gestreckte Körper ist 7-45 cm lang und läuft in einen Schwanz aus, der ihn oft erheblich an Länge übertrifft. Der Kopf ist langgestreckt und spitz. Weit nach außen reichende Tasthaare an der Schnauze helfen den Tieren, sich auch im Dunkeln sicher zu bewegen. Die Ohren sind klein bis mittelgroß und nur sehr spärlich behaart. Das Fell ist meist dicht, wollig, kurz und recht unterschiedlich gefärbt. Der lange Schwanz erinnert mit seiner schuppigen Haut und den wenigen kurzen Haaren an den einer Ratte. Er kann aber auch bei manchen Arten fast ganz mit Fell überzogen sein. Nur seine Spitze und ein Teil der Unterseite bleiben nackt. So kann er als Greiforgan den Beutelratten wertvolle Dienste leisten. Die Geschicklichkeit eines Klammeraffen erreichen sie damit jedoch niemals. Einige Formen legen in der Schwanzwurzel Fettspeicher an und können damit Zeiten mit schlechtem Nahrungsangebot überdauern.

Hände und Füße tragen jeweils 5 lange Zehen, die voneinander getrennt sind. Daumen und Großzehe, die als einzige keine Krallen haben, lassen sich den anderen Fingern und Zehen gegenüberstellen. Auf diese Weise mit 4 »Greifhänden« und zusätzlich einem Greifschwanz ausgestattet, sind sie geschickte Kletterer.

5-27 Zitzen können über Bauch und Brust verteilt sein. Bei geringer Zahl sind sie oft ringförmig am Bauch angeordnet. Ein Beutel ist bei manchen Arten groß und vollständig ausgebildet, bei anderen besteht er nur aus 2 bauchständigen, parallelen Längsfalten, oder er fehlt ganz. Verschiedene andere Merkmale kennzeichnen sie jedoch trotzdem als echte Beuteltiere.

Das Gehör der Beutelratten ist ungeheuer fein. Ihr Hörvermögen reicht weit in den Ultraschallbereich hinein. Sie können dadurch noch Laute wahrnehmen, die dem menschlichen Ohr verborgen bleiben.

Beutelratten sind eine sehr ursprüngliche Tiergruppe. Sie stehen, wenn man den Stammbaum der Beuteltiere betrachtet, recht weit unten an der Wurzel dieser Gruppe. Dafür sprechen verschiedene Merkmale wie das Gebiß mit vielen scharfen, zugespitzten Zähnen oder die jeweils 5 gut entwickelten und zum Greifen geeigneten Finger und Zehen aller 4 Gliedmaßen. Beutelratten sind recht einheitlich gebaut, und gerade deshalb, weil sie nicht an eine ganz genau festgelegte Umwelt oder Nahrung gebunden sind, konnten sie die am weitesten verbreitete Beuteltierfamilie werden.

Ernährung
Bei der Nahrungssuche sind Beutelratten nicht wählerisch. Die kleineren Arten fressen überwiegend Insekten. Größere Formen ernähren sich von Vögeln, kleinen Säugetieren, aber auch Früchten und Aas. Wenn sich die Gelegenheit ergibt, plündern sie auch Nester und verzehren Eier und Junge. Einige von ihnen sind unerschrockene Räuber, die Tiere angreifen und überwältigen, die nicht viel kleiner sind als sie selbst. Beutelratten sind echte Allesfresser. Sie können sich von Würmern, Schnecken oder Kriechtieren ebenso ernähren wie von Obst oder Aas. In Städten konnte man beobachten, wie sie die Abfälle der Haushalte nach Nahrung untersuchten.

Lebensraum
Diese südamerikanischen Beutler leben vor allem im Bodenbewuchs und in den Bäumen von Wäldern und Parklandschaften, kommen aber auch in den Steppen und Halbwüsten vor. Im Gebirge findet man sie bis in Höhen von 4000 m. Sogar in Parkanlagen und auf Straßenbäumen von Großstädten kann man sie gelegentlich entdecken. Einige Beutelratten sind Kulturfolger. Sie haben sich in ihrer Lebensweise der Umgebung des Menschen angepaßt und konnten auf diese Weise neue Lebensräume erobern. Zur Erweiterung ihres Verbreitungsgebietes hat auch der Mensch beigetragen, als er einige Arten auf Westindischen Inseln, auf Madagaskar und Neuseeland aussetzte.

Gerade ihre Ursprünglichkeit und geringe Anpassung an besondere Bedingungen sind für die Beutelratten ein entscheidender Vorteil. Vor allem viele der australischen Beutler sind eng an bestimmte Lebensräume oder Nahrungsbedingungen angepaßt. Die Veränderung ihrer Umwelt durch den Menschen führte bei ihnen oft zu äußerster Bedrohung oder zur Ausrottung. Die Beutelratten dagegen stellen keine besonderen Ansprüche und können sich auf neue Gegebenheiten gut einstellen.

Ruhefähigkeit
Eine weitere Eigenschaft hilft ihnen, Zeiten ungünstiger Umweltbedingungen, wie Kälte oder Nahrungsmangel, zu überleben. Sie verfallen in einen Ruhezustand, der dem Winterschlaf anderer Tiere entspricht. Die Körpertemperatur sinkt, die Zahl der Atemzüge und Herzschläge nimmt ab. Dadurch wird der Verbrauch an Nährstoffen geringer. Sie können von den Fettreserven zehren, die sie in guten Zeiten unter der Haut oder in der Schwanzwurzel angelegt haben, bis die Verhältnisse wieder besser sind. Wie gut diese Überlebenshilfe wirkt, erkennt man daran, daß immer wieder Beutelratten in den Kühlräumen von Bananendampfern nach Europa gelangen. Sie überdauern die wochenlange Fahrt zwischen unreifen Bananen bei Temperaturen von wenigen Grad ohne Schaden. Selbst Jungtiere überstehen solche Reisen gut. Diese Widerstandsfähigkeit ist besonders bei solchen Arten bemerkenswert, deren winzige Junge nicht in einem schützenden Beutel geborgen sind, sondern frei an den Zitzen vom Bauch der Mutter herunterhängen.

Lebensweise
Beutelratten sind meist Einzelgänger. Sie verschlafen den Tag in einem sicheren Versteck und kommen erst abends oder nachts hervor. Die Zahl ihrer Feinde ist groß. Marder, Füchse, Luchse und Schlangen stellen ihnen in ihrem natürlichen Lebensraum nach, Katzen und Hunde verfolgen sie in besiedelten Gebieten, und auch der Mensch verschont sie nicht. Ihr Fell wird zum Füttern und Besetzen von Kleidungsstücken verwendet, und weil sie sehr wenig schmerzempfindlich sein sollen, benützt man sie vielfach als Versuchstiere in Labors. Wenn sie auch dem Menschen leicht erliegen, weil sie einfach in Fallen zu fangen sind, so sind sie ihren tierischen Feinden nicht ganz wehrlos ausgeliefert. In die Enge getrieben, drehen sie sich blitzschnell um und halten dem Angreifer laut zischend ihren weit aufgerissenen, vor spitzen Zähnen starrenden Rachen entgegen. Die Kiefer können dabei über 90° weit geöffnet werden. Diese unerwartete Drohung des fliehenden Beutetieres schreckt den Verfolger häufig ab. Schon junge, noch nicht einmal kleinfingerlange Beutelratten zeigen dieses Drohverhalten.

Fortpflanzung
Beutelratten sind im Vergleich zu anderen Beuteltieren sehr fruchtbar. Die Jungen werden nach einer außerordentlich kurzen Tragzeit von nur 12-13 Tagen geboren. Die Wurfgröße kann die Anzahl der Zitzen manchmal erheblich übersteigen. Alle Jungtiere, denen es nicht gelingt, eine Zitze zu erreichen, gehen zugrunde. Die Zahl der aufgezogenen Jungen liegt im allgemeinen zwischen 4 und 11. Sie werden etwa 70 Tage lang gesäugt, bleiben aber auch danach noch längere Zeit bei der Mutter. Sie halten sich an ihrem Rückenfell fest und lassen sich von ihr herumtragen oder im Nest versorgen. Sogar halberwachsene Beutelratten fliehen bei Gefahr oft noch auf den Rücken der Mutter. Mit 6-8 Monaten sind sie meist schon geschlechtsreif. Durch diese kurze Generationsfolge und die oft beträchtliche Jungenzahl ist für eine große Nachkommenschaft gesorgt. Bei Tieren, die so viele Feinde haben, ist das eine notwendige Bedingung zum Fortbestand der Art. Beutelratten erreichen ein Lebensalter von 5-8 Jahren.

Systematik
Die Beutelratten sind mit 12 Gattungen und 76 Arten weit über Amerika verbreitet. Im Norden reicht ihr Lebensraum bis ins südliche Kanada, im Süden bis etwa 52° südlicher Breite nach Argentinien. Hauptsächlich sind sie aber in Südamerika beheimatet. Hier haben sie sich gegen alle Konkurrenz bis heute gut behauptet.

Die Wollbeutelratten (Gattung Caluromys) bewohnen Mittelamerika und Südamerika bis nach Argentinien. Ihre Kopfrumpflänge liegt zwischen 18-29 cm. Das weiche, wollige Fell ist oberseits meist einfarbig grau, rot oder braun und unterseits gelblich. Die Ohren und ein Teil des mehr als körperlangen Greifschwanzes sind nackt. Statt eines Beutels sind die 7 Zitzen nur von 2 seitlichen Hautfalten umgeben. Die lebhaften Tiere sind gut an die kletternde Lebensweise auf Bäumen angepaßt. Sie ernähren sich von Früchten, Samen und weichen Pflanzenteilen, fressen aber auch Insekten, Reptilien, Vögel und kleine Säugetiere.

Wie Spitzmäuse sehen die Spitzmausbeutelratten (Gattung Monodelphis) aus. Der nackte Schwanz ist nicht so gut zum Greifen geeignet wie bei den Wollbeutelratten. Manchmal tragen sie aber Material zum Nestbau im eingerollten Schwanz. Sie sind nächtlich lebende Bodenbewohner, können aber doch recht gut klettern. Ihre Nahrung ist sehr vielfältig. Sie fressen kleine Nagetiere, Insekten, Früchte, Samen und Aas. Ohne den Schutz eines Beutels hängen die 8-14 Jungen an den Zitzen und krallen sich im Bauchfell der Mutter fest. Wenn sie älter werden, reiten sie auf ihrem Rücken.

Wenig weiß man über die 3 Arten der Kurzschwanzbeutelratten (Gattung Minuania), die Mittel- und Ostbrasilien bis Westargentinien bewohnen.

Die Chiloë-Beutelratte (Dromiciops australis) lebt als kletternder Baumbewohner vor allem in den dichten, feuchten Wäldern von Mittelchile und auf der Insel Chiloë. Die Tiere sind mausähnlich, etwa 12 cm lang und haben einen langen, dicht behaarten Schwanz. Nur die Unterseite seiner Spitze ist nackt. Weibchen haben 4 Zitzen in einem kleinen Beutel. Das dichte Fell des Körpers ist kurz und seidig.

Chiloë-Beutelratten sind ausgeprägte Nachttiere. Aus Zweigen und Blättern bauen sie kleine, runde Nester, die sie mit Gras und Moos auspolstern. Sie leben in kühleren, gemäßigten Gebieten und halten in der kalten Jahreszeit, wenn das Futter knapp wird, Winterschlaf. Dabei zehren sie von dem Fett, das sie in der verdickten Schwanzwurzel gespeichert haben. Sie ernähren sich von Insekten, Schnecken, Würmern und anderen wirbellosen Kleintieren.

Eine vollkommen unerforschte Gattung bilden die Buschschwanzbeutelratten (Glironia). Man weiß nur, daß sie in den feuchten tropischen Wäldern Nordperus und Südecuadors leben.

Auch von den Patagonien-Beutelratten (Gattung Lestodelphys) hat man bisher nur wenige Tiere gefunden. Sie stammen aus Südargentinien und Südostpatagonien. Damit sind sie weiter nach Süden vorgedrungen als alle anderen Beuteltiere. Auffällig sind an ihnen die großen, spitzen Eckzähne. Sie lassen vermuten, daß diese Tiere räuberisch leben und viel stärker an Fleischnahrung angepaßt sind als andere Beutelratten.

Die Zwergbeutelratten oder Mausopossums (Gattung Marmosa) kommen mit über 40 Arten vom mittleren Mexiko bis Nordpatagonien vor. Die ausgezeichneten Kletterer sind Baumbewohner, leben aber auch in den argentinischen Pampas und im Gebirge bis 3700 m Höhe. Entgegen ihrem Namen sind Zwergbeutelratten nicht immer sehr klein. Manche Arten erreichen mit 19 cm Länge etwa die Körpergröße einer Ratte. Der gut ausgebildete Greifschwanz kann den Körper um das Doppelte überragen. Er ist unbehaart und dicht mit Schuppen besetzt. Bei fast allen Arten sind die großen Augen von dunklen Ringen umgeben. Das Fell ist kurz und samtig fein. Da Zwergbeutelratten keinen Beutel haben, werden die Jungen an den Zitzen der Mutter hängend mitgeschleppt. Zwergbeutelratten sind Nachttiere, die einzeln leben und jagen. Sie fressen hauptsächlich Insekten und Früchte, aber auch kleine Nagetiere, Eidechsen und Vogeleier.

Die Vieraugenbeutelratte (Philander opossum) ist weit verbreitet. Man findet sie vom mittleren Mexiko bis Südostbrasilien und Nordargentinien. Die Tiere sehen rattenähnlich aus, sind aber mit 25-35 cm Länge erheblich größer. Auf der dunklen Stirn über den großen Augen heben sich zwei leuchtend-weiße, dreieckige Flecken ab, die den Tieren ihren Namen gegeben haben. Der lange Schwanz ist an der Wurzel behaart, der übrige Teil ist nackt. Der gut entwickelte Beutel ist nach vorne geöffnet und enthält 7 Zitzen. Vieraugenbeutelratten sind ausgezeichnete Kletterer, bewegen sich aber auch geschickt am Boden und sind gute Schwimmer. Bei Gefahr reißen sie laut zischend ihr Maul weit auf und wissen auch ihre scharfen Zähne erfolgreich einzusetzen. Sie sind ausgeprägte Nachttiere, die erst bei Dunkelheit munter werden. Quickas sind Allesfresser.

Die Nacktschwanzbeutelratte (Metachirus nudicaudatus) ist der Vieraugenbeutelratte recht ähnlich, hat aber statt eines Beutels nur 2 seitliche Hautfalten. Über ihre Lebensweise weiß man sehr wenig.

Die Dickschwanzbeutelratte (Lutreolina crassicaudata) kommt in fast ganz Südamerika östlich der Anden in den verschiedensten Lebensräumen vor. Obwohl sie eine besondere Vorliebe für die Nähe des Wassers hat, ist sie kein guter Schwimmer, und auch ihr dichtes, weiches Fell ist nicht wasserabstoßend. Im Geäst der Bäume bewegt sie sich genauso geschickt wie auf dem Boden. Den Tag verschläft sie in Baumhöhlen, runden Schilfnestern oder Erdhöhlen. Nachts jagt sie kleine Säugetiere, Vögel, Kriechtiere, Fische oder Insekten. Auch diesen Tieren fehlt ein Beutel.

Wohl die bekanntesten Beutelratten sind die Opossums (Gattung Didelphi]). Sie haben der ganzen Familie im englischen Sprachraum den Namen gegeben.

Eine der bemerkenswertesten Beutelratten ist der Schwimmbeutler oder Yapok (Chironectes minimus). Sein Verbreitungsgebiet reicht von Südwestmexiko bis nach Südbrasilien und Nordargentinien. Dort gräbt er sich in den Uferböschungen der Gewässer seine Wohnhöhlen. Der mehr als körperlange Schwanz ist nur an der Wurzel behaart, sonst ist er nackt wie bei einer Ratte. Das Fell ist verhältnismäßig kurz und wollig dicht. Die Ohrmuscheln können zusammengefaltet werden und so das Ohr wasserdicht verschließen. Verdickte Fingerkuppen mit schwach entwickelten Krallen erinnern an die Hände eines Laubfrosches. Gut entwickelte Schwimmhäute verbinden die verlängerten Zehen miteinander.

Eine Reihe von Merkmalen gibt dem Schwimmbeutler eine Sonderstellung unter den Beutelratten. Während die meisten sich möglichst wenig angepaßt haben, um überall leben zu können, hat der Yapok das Wasser als hauptsächlichen Lebensraum erobert. Seine Anpassung geht sogar so weit, daß der nach hinten geöffnete Beutel durch einen besonders starken Schließmuskel wasserdicht verschließbar ist. Eine Mutter mit Jungen im Beutel kann also auf Nahrungssuche gehen, ohne sie zu gefährden. Ungewöhnlich ist, daß auch bei männlichen Schwimmbeutlern ein Beutel ausgebildet ist. Er ist aber schwächer entwickelt als bei weiblichen Tieren. Yapoks ernähren sich von Krebsen, Muscheln und anderen kleinen Wassertieren. Fische zu fangen, gelingt ihnen wahrscheinlich nur selten, weil sie verhältnismäßig langsame Schwimmer sind. Ihre Lebensweise ist bisher sehr wenig erforscht, denn Yapoks sind Nachttiere und leben in schlecht zugänglichen Gebieten.




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