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Faultiere

Pilosa

Herkunft: Mittel-, Südamerika

Die Unterordnung der Faultiere untergliedert man nach neueren Untersuchungen in 2 Familien: die Dreifinger-Faultiere (Bradypodidae) mit 3 Arten und die Zweifinger-Faultiere (Choloepidae) mit 2 Arten.

Verbreitung, Lebensraum
Die Heimat der Faultiere ist Mittel- und Südamerika bis Peru und Südbrasilien, wo sie in den Baumkronen der tropischen Regenwälder leben.

Namensgebung
Ihren Namen haben die Faultiere aufgrund ihrer extrem langsamen Bewegungsweise erhalten, mit der sie sich - wahrhaft in Zeitlupentempo - durch das Geäst der Baumkronen hangeln. Die Namensgebung verrät allerdings eine unzulässig vermenschlichende Betrachtungsweise. In Wirklichkeit handelt es sich bei der scheinbaren »Faulheit« der Tiere um eine höchst sinnreiche Anpassung an ihren Lebensraum: Ihr nahezu regloses Verharren inmitten des dichten Blattwerks macht sie für Feinde nahezu unsichtbar, und ihre Nahrung wächst ihnen dabei geradezu in den Mund.

Körperbau
Die Gliedmaßen sind umgestaltet und bei einigen Arten vorn länger als hinten. Finger und Zehen zeigen Verwachsungen und sind in ihrer Anzahl reduziert: Zehen sind immer in Dreizahl vorhanden, während die Finger beim Dreifinger-Faultier ebenfalls auf drei, beim Zweifinger-Faultier auf zwei reduziert sind. Sie tragen bis zu 7,5 cm lange Sichelkrallen, mit denen sich die Tiere mit dem Rücken nach unten hängend an Zweigen festhaken können. Die Halswirbelsäule ist sehr beweglich und gestattet eine Kopfdrehung um 180° wie bei den Eulen.

Fell
Auch das Fell weist in Anpassung an die Hängelage eine Besonderheit auf: Der Scheitel verläuft nicht wie sonst bei Säugetieren üblich längs der Wirbelsäule, sondern entlang der Mittellinie von Brust und Bauch. So können Regentropfen, die auf das Bauchfell fallen, nach den Seiten ablaufen.

Als weitere Besonderheit leben zwei Arten mikroskopisch kleiner blaugrüner Algen im Fell der Faultiere und verleihen diesem eine grünliche Färbung, was zusätzlich zur Tarnung der Tiere im Blätterwerk beiträgt. Als »Gegenleistung« finden die Algen in dem Fell ein feuchtwarmes Milieu und damit äußerst günstige Lebensbedingungen vor. Es handelt sich hier also um eine echte Symbiose, eine Lebensgemeinschaft zum beiderseitigen Nutzen.

Lebensweise
Faultiere leben ständig in den Bäumen. Ihre Nahrung an Blättern, Blüten und Früchten wächst stets in ausreichender Menge um sie herum. Sie haben deshalb keine Veranlassung, sich schnell zu bewegen. Soweit die Nahrung nicht mit dem Maul unmittelbar erreichbar ist, wird sie mit den Handkrallen herangezogen und gemächlich abgefressen. Von den 24 Stunden des Tages verschlafen Faultiere rund 15. Sie hängen meist tagsüber an ihren Hakenklauen als zusammengedrücktes Bündel, den Kopf zwischen den Vorderarmen auf die Brust gelegt, oder hocken so in einer Astgabel. Bei der Fortbewegung hangeln sie sowohl waagerecht als auch senkrecht kletternd an Ästen entlang. So geschickt sich Faultiere im Geäst bewegen können, so unbeholfen sind sie am Boden. So verlassen sie ihr luftiges Reich nur, wenn sie dort kein Futter mehr finden und die nächste Baumkrone nicht erreichen können. Am Boden können sie sich nur auf dem Bauch liegend mühsam vorwärts ziehen, wobei sie für 200-280 m eine Stunde brauchen. Im Wasser erweisen sie sich hingegen als recht gute Schwimmer.

Nahrung
Dreifinger-Faultiere sind weitgehend Nahrungsspezialisten. Sie leben hauptsächlich von den Blättern, Blüten und Früchten der Ameisenbäume (Cecropia). Hier sind Zweifinger-Faultiere weniger festgelegt und wechseln daher häufiger von einem Baum zum anderen. Daher sind sie auch eher in Zoos zu halten.

Lautäußerungen
Das eigentliche Dreifinger-Faultier (Bradypus tridactylus) erhielt den volkstümlichen Namen Ai, weil es vor allem während der Paarungszeit einen derartig klingenden langgezogenen Ruf von sich gibt. Wenn die Tiere sich unwohl fühlen, äußern sie wohl auch ein vernehmliches Schnaufen.

Fortpflanzung
Die Faultiere haben keine festgelegten Brunstzeiten. Man hat Junge in allen Monaten angetroffen, ebenso verhält es sich mit den Geburtszeiten in Zoos. Die Tragzeit beträgt beim Dreifinger-Faultier 120-180 Tage, beim Zweifinger-Faultier etwa 8-9 Monate. Danach wird 1 Junges geboren. Bei den Dreifinger-Faultieren ist die Paarungsstellung noch nicht beobachtet worden, bei den Zweifinger-Faultieren hängen die Partner an den Armen und pressen die Bäuche aneinander.

Das Junge wird von der hängenden Mutter mit dem Kopf voran ohne Embryonalhäute geboren. Sowie es den Kopf frei hat, atmet es und hilft durch kräftiges Hin- und Herwinden bei der Geburt mit. Es wendet sich dabei dem Bauch der Mutter zu, die dort das Fell beleckt, das Junge ableckt und die Nabelschnur durchbeißt. Das Junge krallt sich zur Mutterbrust empor und findet eine der beiden achselständigen Zitzen. Sein Saugen regt den Milchfluß an. Das Junge ist kurz und dichtwollig behaart und hat Augen und Ohren geöffnet. Beim Zweifinger-Faultier wiegt es 350-400 g und ist rund 25 cm lang. Jeden Monat nimmt es um gut 100 g zu. Sein zuerst oberseits dunkles, unterseits helleres Fell wechselt mit 4 Monaten ins Erwachsenenkleid mit umgekehrter Färbung und längerem Haar über. Wird das Junge fest angefaßt, stößt es ein Alarmquieken aus, was die Mutter zum Fauchen, Schlagen und Beißen nach dem Feind veranlaßt. Das Junge klammert sich eisern an der Mutter fest, die beim Klettern keine Rücksicht auf ihr Kind nimmt. Besteht Gefahr, daß das Junge beim Kriechen der Mutter durch enge Durchgänge abgestreift wird, überklettert es (bereits im Alter von wenigen Tagen) blitzschnell das Hindernis oder rutscht auf den Rücken.

Mit 1 Monat zeigt das Junge bereits erstes Interesse an der Umgebung, reagiert dann auf laute Geräusche mit Fellsträuben und fängt mit der Mutter Spiele an (Scherzbeißen, -schlagen), mit 21/2 Monaten beginnt es selbständig zu fressen (in Gefangenschaft), da schon bei der Geburt das Gebiß vollständig ausgebildet ist; manchmal sieht man bereits mit 1 Woche ein erstes Naschen. Das Junge wird 5 Monate lang gesäugt, verläßt mit einem 3/4 Jahr den Körper der Mutter und hat mit 21/2-3 Jahren die volle Erwachsenengröße und Geschlechtsreife.

Gefährdung
Die meisten Faultiere sind in ihrem Lebensraum noch recht häufig. Einzig das Kragenfaultier (Bradypus torquatus) gilt als ernsthaft bedroht. In Brasilien ist es inzwischen gesetzlich geschützt. Da Faultiere aber auf die tropischen Regenwälder als Lebensraum angewiesen sind, werden sie durch die Abholzung der Wälder auch direkt in ihrer Existenz bedroht.




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