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Haushund

Canis lupus f. familiaris

Herkunft: globale Vorkommen

Als alleiniger Stammvater des Haushundes gilt heute zweifelsfrei der Wolf (Canis lupus).

Bevor auf die besonderen Merkmale des Haushundes eingegangen wird, die durch Haustierwerdung (Domestikation) entstanden sind, soll im folgenden kurz aufgezeigt werden, wie man sich den Weg des Wolfes vom Wildtier zu den heute bekannten Hochzuchtrassen vorstellen könnte.

Vom Wolf zum Hund
Der Hund ist nicht das älteste Haustier, als solches gelten Schaf oder Ziege, doch gelangte er sehr früh in den Haustierstand, nämlich vor mehr als 10 000 Jahren durch damals lebende Jägervölker. Möglicherweise waren diesen Jägern zunächst gezähmte Wölfe bei der Jagd von Nutzen. Da Wölfe sehr sozial lebende Tiere sind, ist ihnen das Gruppenleben ein Bedürfnis, und junge Wölfe können sich eng an den Menschen anschließen, wenn sie von diesem liebevoll aufgezogen werden. Vor allem Kindern und jungen Frauen dürfte es Spaß gemacht haben, Wolfswelpen aufzuziehen. Manche dieser in Menschenobhut aufgewachsenen Wölfe mögen zahmer und zutraulicher gewesen sein als andere und bei ihren »Zieheltern« geblieben sein. Solche Tiere konnten dann ihre Anlagen an ihre Nachkommen weitergeben.

Domestikationsmerkmale
Im folgenden soll erläutert werden, wie und wodurch sich Haustiere von Wildtieren unterscheiden. Zahlreiche Untersuchungen an nahezu allen Haustiergruppen haben gezeigt, daß bei der Überführung eines Wildtieres in den Hausstand stets die gleichen Merkmale auftreten bzw. gleiche Veränderungen an den Haustieren festzustellen sind, ganz gleich welcher Tierart sie angehören. So können wir ohne weiteres die Ausführungen über den Haushund auch auf alle anderen Haustiere übertragen. Im Rahmen dieses Lexikons kann natürlich nur auf die wichtigsten Veränderungen eingegangen werden.

Die Veränderungen, die ein Tier erfährt, wenn es in den »Hausstand« überführt wird, erstrecken sich auf nahezu alle Teilgebiete der Zoologie. Besonders interessant, da auch von jedem interessierten Laien nachprüfbar, sind die Verhaltensänderungen. Daneben sind die Abweichungen in der Fortpflanzungsbiologie und einige Erkenntnisse aus dem Bereich der Anatomie und Physiologie von besonderer Bedeutung.

Beginnen wir mit den zuletzt genannten Bereichen, finden wir bei allen Haustieren ein relativ, d. h. von der Körpergröße unabhängiges, geringeres Hirngewicht als bei den wilden Stammformen. Dies bedeutet nun nicht, daß Haustiere »dümmer« sind als ihre wilden Verwandten, sondern daß sie sich optimal an den neuen Lebensraum Hausstand angepaßt haben und lediglich all die Eigenschaften und Fähigkeiten verloren haben, die ohnehin für sie nicht mehr von Bedeutung sind. Neben der Abnahme des Hirngewichtes ist auch eine Abnahme des Herzgewichtes festzustellen.

Allein diese beiden Merkmale sind schon so haustiertypisch, daß man, ohne sich dem Vorwurf der sträflichen Vereinfachung auszusetzen, ein Wildtier als Stammvater einer Haustierart ausschließen kann, wenn das Wildtier über ein geringeres Hirngewicht und Herzgewicht verfügt als das in Frage stehende Haustier. Alle Haushunde besitzen beispielsweise ein relativ größeres Hirngewicht als jeder Schakal! In der Regel bleiben Haustiere auch in ihren Körpermaßen kleiner als ihre Wildform und erreichen nur in Ausnahmefällen deren Größe annähernd. Dies gilt hauptsächlich für ursprüngliche Haustierzuchten. In jüngerer Zeit und besonders bei kleinen Wildtieren werden auch sogenannte »Riesen« gezüchtet, die ihre Wildart in der Größe übertreffen, dann aber in veränderten Proportionen auftreten.

Unter die Rubrik der veränderten Proportionen gehören auch Veränderungen des Skeletts, die bei allen Haustierarten stets als besondere Rassen immer wieder auftreten: Die Mopsköpfigkeit und die Dackelbeine, die bei den Wildformen keine Überlebenschance hätten, im Hausstand aber immer wieder ihre Liebhaber finden, seien es Hunde, Schweine, Pferde oder Ziegen.

Fortpflanzung
Wie bereits erwähnt, sind die für den Laien besonders interessanten Veränderungen in den Bereichen der Fortpflanzungsbiologie und des Verhaltens zu suchen. Statt einer einmal im Jahr auftretenden Brunst werden weibliche Haustiere mindestens zweimal im Jahr paarungsbereit und männliche sind sogar das gesamte Jahr über deckwillig. Im Hausstand wird den Muttertieren weitgehend die Sorge um die Jungen abgenommen, so daß die Verhaltenselemente für die Vorbereitung der Geburt und die Aufbereitung des Geburtslagers nur noch sehr vereinfacht vorliegen oder sogar fehlen. Damit im Zusammenhang steht der weitgehend fehlende Brutpflegetrieb der Männchen, denen die Jungen bestenfalls egal sind, wenn sie nicht sogar zu einer Gefahr für die Nachkommen werden.

Selbst der Vorgang der Geburt ist bei weitem nicht mehr der von selbst ablaufende natürliche Vorgang, sondern erfordert das hilfreiche Eingreifen des Menschen, das bis zum Kaiserschnitt reicht. Und schließlich produzieren viele Haustiermütter nicht genug Milch, um die Jungen zu ernähren, so daß auch hier der Mensch hilfreich mit künstlicher Aufzucht einspringen muß.

Verhaltensänderungen
In ihrem Verhalten passen sich die Haustiere ebenfalls optimal an den Hausstand und den Menschen an. Herdentiere verringern ihren Individualabstand, so daß sehr viel mehr Tiere auf einer Flächeneinheit leben können, als das bei Wildtieren möglich wäre. Die Haustiere passen ihr Sozialverhalten und ihr Sozialgefüge dem Menschen an. Sie akzeptieren ihn als Alpha-Tier, Rangordnungen werden nicht ständig neu ausgefochten, sondern etablieren sich einmalig in sehr jungem Alter, in dem der Mensch dem Tier normalerweise überlegen ist. Die Tiere passen ihre Lebens- und Nahrungsgewohnheiten an die des Menschen an. Die Lautäußerungen und die Gebärdensprache orientierten sich an der von akustischen Signalen beherrschten Menschenwelt.

Schließlich sind die Haustiere gleichsam neotenisch, d. h., sie sind - ihrem Verhalten nach zu urteilen - geschlechtsreif gewordene Jugendstadien der entsprechenden Wildformen: Sie erhalten sich zeitlebens ihr jugendliches Spielverhalten und ihre Anhänglichkeit an den Elternersatz Mensch.

Hunderassen
Dies sind bei weitem nicht alle Merkmale, die ein Haustier vom Wildtier unterscheiden, doch die wichtigsten und augenscheinlichsten. So ergibt sich aus allem Gesagten das uns nun nicht mehr so fremde Wesen des Haushundes. Seine in Jahrhunderten herausgezüchteten Eigenschaften liegen als verstecktes Potential bereits im Wolf, dessen große Variabilität in bezug auf Körperform, Größe und Farbe eine gute Voraussetzung für die Entstehung der kaum überschaubaren Vielfalt an Hunderassen bot.

So bietet auch die Kenntnis des Verhaltens des Wolfes, und hier besonders des Jugendverhaltens, beste Voraussetzungen für das Verständnis unserer Hunde, deren Rassen sich zwar in ihrem züchterischen Ziel voneinander entfernen, deren Verhalten aber jeweils nur ein Teilgebiet des Wolfs-Verhaltens widerspiegeln, je nach den Vorstellungen, welche die jeweiligen Rassehundvereine bei der Erstellung des Zuchtstandards leiteten.

Haushunde sind in erster Linie wie ihre wilde Stammform soziale Tiere, die unter einem einzelgängerischen Dasein leiden. Beobachtet man frei lebende, verwilderte Haushunde, wie etwa die Australischen Dingos (Dingo), so stellt man fest, daß diese in ebensolchen sozialen Rudeln leben wie die Wölfe und daß dort ähnliche Rudelzeremonien für ein geregeltes Miteinanderleben garantieren (Wolf).

Lebensraum, Hausstand
Im Hausstand mangelt es dem Hund normalerweise an gleichartigen Sozialpartnern, und er ist deshalb darauf angewiesen, sich dem Menschen anzuschließen, wie dies auch Dingos tun, die man als Jungtiere aus dem Rudel entfernt. Da Haushunde in den ersten Lebenswochen ihre Sozialisierungsphase durchmachen, in der sie auch ihre Rangordnung innerhalb ihres »Familienrudels« festlegen, sind diese Wochen entscheidend für das weitere Zusammenleben zwischen Mensch und Hund. Was einem Hund in dieser Phase nicht beigebracht oder abgewöhnt wurde, ist später nur mit sehr viel Mühe und Energie zu schaffen. Der Hund erwartet im Zusammenleben mit dem Menschen die Einhaltung bestimmter Regeln durch sein »Herrchen«. Ist dies nicht der Fall, wird er verunsichert und verhält sich schließlich unnormal und wird neurotisch.

Deshalb muß ein Hundehalter vor allem Konsequenz aufbringen; denn alles, was dem Hund einmal beigebracht wurde, ist für diesen von nun an »ehernes Gesetz«, das zu verletzen Strafe mit sich bringt.

Da jeder Haushund letztlich ein »verkleideter« Wolf ist, besitzt er auch dessen »Gerechtigkeitsempfinden«. Das heißt aber nichts anderes, als daß auf eine verbotene Tat die Strafe des Alpha-Tieres - d. h. des »Herrchens« oder »Frauchens« - folgen muß. Erfolgt diese Strafe im Hausstand dagegen nicht, bringt das den Hund stärker aus dem Gleichgewicht als eine mäßige körperliche Züchtigung. Wird ein Hund derartig artgemäß erzogen und gehalten, wird er sich als ausgesprochen instinktsicher und zuverlässig erweisen und zum Beispiel auch niemals zum neurotischen Angstbeißer werden, sondern stets eine angeborene Beißhemmung besitzen.

Rassehochzucht und Kreuzung
Wenngleich auch Rassehundezucht sicherlich älter ist als die Edelkatzenzucht, so ist doch die Hochleistungszucht auch bei Hunden eine ziemlich neuzeitliche Errungenschaft. Man kennt zwar schon aus vorgeschichtlichen Ausgrabungen Haushunde bestimmter Typuskategorien, wie die Pfahlbauspitze der Palustris-Gruppe, doch sind diese Gruppen durchaus nicht immer die direkten Vorfahren unserer heutigen Hochrassen. Diese im einzelnen zu beschreiben, überlassen wir der Fach- und Hobbyliteratur und beschränken uns hier auf einige wenige grundlegende Bemerkungen.

Neben reinen Gebrauchshunderassen finden wir heute mehr und mehr sogenannte Hobbyrassen, die keinem besonderen Gebrauchsziel mehr entsprechen, außer dem, den Menschen zu erfreuen. Daneben gibt es noch Übergänge zwischen beiden Gruppen. Vielfach sind die heutigen Hobbyhunde aus Gebrauchshunden hervorgegangen.




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