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Hausratte

rattus

Herkunft: globale Vorkommen

Die Hausratte ist, neben der Wanderratte, die zweite, jedoch viel seltenere heimische Rattenart. Sie schließt sich - ebenso wie die Wanderratte - sehr eng an den Menschen an. Wenn sie auch in Mitteleuropa, bedingt durch ihr seltenes Auftreten, in ihrer Schädlichkeit weit hinter der Wanderratte zurücksteht, so ist sie doch, weltweit gesehen, ein höchst gefährlicher Schädling.

Herkunft und Verbreitung
Die ursprüngliche Heimat der Hausratte läßt sich nicht genau angeben. Es gilt aber als gesichert, daß das südliche Europa und vor allem das südliche Asien die Urheimat dieses so erfolgreichen Nagetieres ist. Durch die Entwicklung des Waren- und Schiffahrtverkehrs in den vergangenen Jahrhunderten hat sich die Hausratte vor allem als »Schiffsratte« weltweit verbreiten können. Sie ist heute ein Kosmopolit. Allerdings setzen ihr Kälte und ihr - neben dem Menschen - vielleicht ärgster Feind, die Wanderratte, oft Grenzen, so daß sie nicht überall gleich häufig anzutreffen ist. Nach Europa gelangte sie eher als die Wanderratte, sie ist auch hauptsächlich für die verheerenden Pestepidemien des Mittelalters verantwortlich (Ratten).

Gestalt
Die Hausratte ist kleiner und leichter als die Wanderratte. Sie mißt ohne Schwanz 16-22 cm und wiegt meist nur 150-250 g. Ihr Schwanz ist mit 19-24 cm länger als der Körper, wodurch sie sich deutlich von der Wanderratte unterscheidet, deren Schwanz immer kürzer als der Körper ist. Auch die Zahl der Schwanzringe übertrifft mit 200-260 stets die der Wanderratte, die nur 160-190 Ringe hat - im Zweifelsfalle immer ein sicheres Bestimmungsmerkmal. Der Kopf ist schmaler als der der Wanderratte, und die längeren Ohren sind, im Gegensatz zu den kleineren, feinbehaarten Wanderrattenohren, nackt.

Die Hausratte wirkt eigentlich mehr »maus«- als »ratten«-ähnlich. Es ist für den Nichtfachmann auch gar nicht so einfach, eine junge, nicht ausgewachsene Hausratte von einer erwachsenen Hausmaus zu unterscheiden. Allerdings verrät sich die Hausmaus sofort durch den typischen »Mäuse«-Geruch.

Färbung
In Mitteleuropa trägt die Hausratte meist ein braun- bis grauschwarzes, unterseits etwas heller gefärbtes Fell. Es kommen aber auch schwarze oder hellere, graubraune und braune sowie »bunte« Hausratten mit deutlich abgesetzter weißer Brustzeichnung vor. In einem Wurf können die verschiedensten Farbvarianten auftreten. Früher wurden einige dieser Farbspiele als eigene Arten oder Unterarten angesehen.

Unterarten
Von der Hausratte sind viele Unterarten bekannt, die z. T. weltweit vorkommen. In Nord- und Mitteleuropa lebt die Unterart Rattus rattus rattus. Im Mittelmeergebiet und anderen warmen Regionen finden wir Rattus rattus alexandrinus. Ebenfalls in sehr warmen Gebieten lebt die Fruchtratte Rattus rattus frugivorus. Tiere mit hellerem Fell, oberseits grau oder graubraun, unterseits hellweiß oder grau, wurden früher bei uns als »Dachratten« bezeichnet. Alle Unterarten sind natürlich fruchtbar kreuzbar, meiden aber, wie es scheint, eine Vermischung.

Lebensraum
Als wärmeliebendes Tier schließt sich die Hausratte in den gemäßigten und kälteren Breiten sehr eng dem Menschen an. Bei uns wird sie daher nur äußerst selten außerhalb menschlicher Bauten gefunden. In wärmeren und in tropischen Regionen findet sie sich auch im Freien. Sie lebt dort meist auf Bäumen, in denen sie auch ihre kugelförmigen Nester baut. In der Regel wird jedoch auch hier die Nähe des Menschen vorgezogen, findet sie bei ihm doch meist Unterschlupf und Nahrung leichter als im Freien.

Die Hausratte meidet Kälte und Feuchte, wobei sie Kälte schlechter verträgt als Feuchtigkeit. Ihr Reich in menschlichen Gebäuden sind die oberen Stockwerke, Böden und Dächer, in deren Gebälk das kletterfreudige Tier ganz vortrefflich herumzuturnen versteht. Auf diese Weise geht sie auch ihrem Konkurrenten, der Wanderratte, die sich ja meist viel tiefer als »Kanalarbeiter« betätigt, aus dem Wege. Das schließt jedoch nicht aus, daß die Hausratte an anderer Stelle auch zu ebener Erde haust. Auf Schiffen fährt sie wahrscheinlich schon als »Schiffsratte« mit, seitdem der Mensch überhaupt in der Lage ist, größere Schiffe zu bauen.

Lebensweise
Die Hausratte ist vorwiegend in der Dämmerung und nachts aktiv. Im Klettern und Springen übertrifft sie die Wanderratte beträchtlich, dafür aber gräbt sie kaum und vermeidet, wenn es geht, das Schwimmen. Ihr Sozialverhalten entspricht dem der Wanderratte. Sie ist aber weitaus weniger aggressiv, auch gegenüber Artgenossen, und nicht so leicht reizbar.

Kreuzungen zwischen Haus- und Wanderratten sind nicht bekannt.

Nahrung
Die Hausratte zeigt nicht das blutdürstige, räuberische Verhalten ihrer Schwesterart, sie frißt tierische Nahrung nur als Beikost. Bevorzugt werden im Freien Getreide, Früchte und Gemüse und in Häusern natürlich Lebensmittelvorräte, wobei sie sich besonders über Getreideprodukte, Zucker und Pflanzenfett hermacht. Will man sie fangen, muß dies berücksichtigt werden, denn zumeist verschmäht sie Fleischköder.

Fortpflanzung
In Mitteleuropa kommen ein- bis zweimal im Jahr nach 24tägiger Tragzeit meist 6-12 Junge zur Welt, es sind aber auch schon Würfe mit 20 Jungen gezählt worden. Die Anzahl der Würfe pro Jahr und die Wurfgröße hängen in starkem Maße von der Temperatur und dem Nahrungsangebot ab. In wärmeren Ländern vermehren sich die Hausratten bei ausreichender Nahrung schneller als bei uns, wo sie, was die Vermehrungsfähigkeit betrifft, der Wanderratte unterliegen.

Gefährdung
Seit etwa einem Jahrhundert haben die Hausratten im mittleren Europa in ihrer Häufigkeit sehr stark abgenommen. In manchen Gegenden fehlen sie inzwischen völlig. In Deutschland steht die Hausratte bereits auf der Roten Liste der stark gefährdeten Tierarten, für deren Erhaltung Schutzmaßnahmen ergriffen werden müßten. Das mag sicherlich manchem Leser befremdlich erscheinen. Die Hausratte ist jedoch genauso Bestandteil unserer heimischen Tierwelt, die in ihrer Gesamtheit erhalten werden muß, wie die ebenfalls gefährdeten, uns jedoch viel angenehmer erscheinenden Haselmäuse und Siebenschläfer.

Für den Rückgang der Hausratte bei uns wird vielfach die Wanderratte verantwortlich gemacht. Die Wanderratte ist kräftiger, ausdauernder, aggressiver und fortpflanzungsmäßig überlegen. Kommt es einmal zum Kampf zwischen Haus- und Wanderratte, so ist die Wanderratte stets der sichere Sieger. Dennoch ist die Wanderratte wohl nur zu einem kleinen Teil am Rückzug der Hausratte beteiligt. Beide Arten begegnen sich nur selten, denn sie besetzen ja ganz verschiedene ökologische Nischen. Der Hauptgrund dürfte das Verschwinden der Holzhäuser, der hohlen Fußböden und der Strohdächer sein, in denen die Hausratte früher ganz ausgezeichnete Lebensbedingungen vorfand.

Schaden
In wärmeren und tropischen Regionen ist die Hausratte ein gefährlicher Schädling, der der Wanderratte kaum nachsteht. Sie vernichtet nicht nur große Mengen von Nahrungsmitteln, sondern überträgt auch eine ganze Reihe bösartiger Krankheiten, wie die Beulenpest, die Weilsche Krankheit (Leptospirosis icterohaemorrhagiae), eine durch Leptospiren (Schraubenbakterien, Spirochaeta) verursachte, besonders gefährliche Form der Gelbsucht, sowie die Tollwut und die Rattenbißkrankheit, um die wichtigsten zu nennen.

Bei uns sind die Schäden meist nur gering oder von lokaler Bedeutung. Vor allem in Seehäfen ist die Hausratte noch etwas häufiger anzutreffen. Sie verursacht nicht nur direkte Fraßschäden, sondern verdirbt auch viele Nahrungsmittel durch Verschmutzen mit Harn oder Kot. Außerdem werden oft Türen, Möbel und andere Gegenstände durch Benagen beschädigt.

Feinde
Die natürlichen Feinde der Hausratte sind Greifvögel, Eulen, Steinmarder, Hermelin, Iltis und das Mauswiesel. Alle diese Tierarten sind aber so selten geworden, daß sie für die natürliche Bekämpfung bei lokalem Vorkommen der Hausratte keine Rolle mehr spielen. Hin und wieder spezialisieren sich manche Katzen und auch Hunde (»Rattler«) auf die Rattenjagd.




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