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Hulman

Presbytis entellus

Herkunft: Indien

Der typische indische Schlankaffe (Languren), der Hulman, tritt je nach Gegend in etwa 15 Unterarten auf, die sich vor allem in der Fellfärbung sowie in Bart- und Schopfzierde unterscheiden.

Kulturgeschichte
Der Hulman ist im Affengott Hanuman der hinduistischen Mythologie verkörpert, dem in manchen Tempelanlagen Indiens ganze Affenscharen als heilige Tiere zugeordnet sind, die unbehelligt, ja als göttliche Inkarnation von den Gläubigen verehrt, die Herren ihres Bezirks sind. Dabei sind diese eleganten, grauhaarigen Geschöpfe mit den goldenen Augen im »edel« wirkenden, schwarzen Gesicht im Verhalten nie so aufdringlich bettlerisch und rowdyhaft wie etwa Rhesusaffen.

Wenngleich es auch, so z. B. in Benares, Affentempel mit Rhesusaffen gibt, so ist doch der Hulman der eigentliche heilige Affe Indiens. Er darf ungestört dem Straßenhändler von dessen Obstangebot etwas stibitzen, er darf auf den Dächern - etwa der Bahnhofsgebäude - einherturnen, darf suchend durch die - vergitterten - Abteilfenster fassen und die Mangobäume in den Gärten plündern.

Die Mangopflaume hat überhaupt noch aus anderer Sicht mit dem Hulman zu tun. Im Ramayana, einem der indischen Nationalepen, das jedes Dorfkind im tiefen Süden und hohen Norden Indiens kennt, raubt das Riesenungeheuer Ravana dem Königssohn Rama seine Gattin Sita und entführt sie nach Ceylon (heute Sri Lanka). Das kluge Affenvolk aber, dessen einfallsreicher und edeldenkender Minister Hanuman diesem Übel nicht tatenlos zusehen mochte, befreite Sita aus der Gewalt der Riesen und entwendete - typisch affenflink - im Abdrehen noch die Mangofrucht aus der Riesen Gärten und brachte sie nach Indien, d. h. erstmals zu den Menschen. Der Riesenkönig wollte Hanuman zur Strafe auf dem Scheiterhaufen verbrennen, aber der kluge Affe konnte entkommen und trägt seither die schwarz verbrannten Hände und das schwarz versengte Antlitz.

Darüber hinaus paßt der Hulman auch vorbildlich in den Glauben an Wiedergeburt und Seelenwanderung des frommen Hindus, zumal er frühmorgens gern der aufgehenden Sonne zugewandt dasitzt und sich nach der für ihn kühlen Nacht aufwärmen läßt. So ist er dem sonnenanbetenden Hindu auch aus dieser Sicht sympathisch.

Gestalt, Verhalten
Erst in jüngerer Zeit hat man in solchen Tempelanlagen und in Waldgebieten das Sozialleben der Hulmans unter Freilandbedingungen erforscht. Die bis zu 21 kg schweren und bis zu 108 cm großen Tiere schwingen sich unter Ausnutzung der Federkraft entsprechend starker Äste über bis zu 10 m breite Lichtungen. Dabei und auch bei den langen Sätzen am Boden spielt der lange Schwanz eine wichtige Rolle als Steuer- und Balanceorgan. Beim Lauf am Boden wird er in unverkennbarer Weise in Form eines Tassenhenkels nach hinten-oben gehalten. Der schlankgliedrige Affe besitzt nur kleine Daumen, aber kräftige, lange Finger, die das federnde Hüpfen durch die Baumkronen begünstigen.

Sozialleben
Das Sozialleben der Languren vollzieht sich entweder in sogenannten Einmanngruppen oder in reinen Männergruppen. In den Einmanngruppen hat das einzige Männchen die »Chefposition« inne, und nur diese »Chefs« können Nachwuchs bekommen, weshalb es mit den reinen Männergruppen einen regen Wettstreit um diese Chefposition gibt. Ungefähr alle zwei Jahre findet ein Männchenwechsel in der Chefposition statt.

Nach einem solchen Wechsel kommt es häufig zu dem vielleicht erstaunlich anmutenden Phänomen der Kindestötung: Das neue Männchen tötet die Nachkommen seines Vorgängers. Dieses befremdlich anmutende Verhalten hat durchaus einen biologischen Sinn: Die Weibchen werden nach dem Verlust der Kinder viel schneller wieder empfängnisbereit, und das Männchen, das damit rechnen muß, nach zwei Jahren ebenfalls schon wieder abgelöst zu werden, kann so seinen Fortpflanzungserfolg steigern.

Kindesentwicklung
Die Babys tragen zunächst ein schwarzes Haarkleid, das sich bis zum dritten Lebensjahr langsam in das schöne Silbergrau der Erwachsenen umfärbt. Etwa fünf Wochen lang werden sie herumgetragen, häufig nicht von der eigenen Mutter, sondern von anderen Gruppenmitgliedern, die die Kinder untereinander weiterreichen. Welchen Vorteil diese Verhaltensweise haben könnte, weiß man bisher noch nicht.

Beobachtet wurde auch, daß die Kinder nicht selten mißhandelt, d. h. getreten oder gestoßen werden, und zwar manchmal sogar von der eigenen Mutter. Anscheinend tragen die Kinder dabei keinen ernsthaften Schaden davon. Wozu eine derartige Verhaltensweise allerdings gut sein könnte, ist bisher ebenfalls noch gänzlich ungeklärt.




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