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Orang-Utan

Pongo pygmaeus

Herkunft: Sumatra, Borneo

Der malaiische Name des Orang-Utan bedeutet Waldmensch, und die erste Kunde seiner Existenz kam schon zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges durch einen holländischen Arzt nach Europa. Dieser berichtete aus Java, daß man dort vom Orang sage, er habe zwar ein Sprachvermögen, das er aber nicht nutze, um vom Menschen nicht zur Arbeit eingesetzt zu werden.

Verbreitung
Heute lebt der Orang nur noch an wenigen Stellen der Nordwestküste Sumatras und im Westen Borneos. Da man in jüngerer Zeit gelernt hat, ihn in menschlicher Obhut zur Fortpflanzung zu bringen, versucht man, solche Zoogeburten im frühen Erwachsenenzustand wieder in das Freiland auszubürgern.

Gestalt
Orangs erreichen Körperhöhen von etwa 97 cm und Spannweiten von 260 cm. Ihr Gewicht beträgt bei ausgewachsenen Männern bis über 100 kg, die Weibchen wiegen dann etwa 40 kg. Langes, falsch zur Trägheit führendes Zooleben bedingt oft Verfettung und Körpergewichte von 150 kg. Wegen der kaum ausgeprägten Überaugenwülste wirkt das Gesicht im oberen Teil sehr menschenähnlich, aber die stark vorspringende Kieferregion macht diesen Eindruck doch wieder zunichte. Dazu tragen auch die bei erwachsenen Männern etwa 20 cm hohen und 10 cm seitlich abstehenden, grauschwarzen Backenwülste aus festem Bindegewebe und der dann stark entwickelte Kehlsack bei. Dieser kann bis zu sechs Liter Luft aufnehmen und reicht dann um den Hals herum bis zu den Schulterblättern. Wenn man den dumpfen Ruf solcher alten Männer auch nur selten hört, ist die Resonanzfunktion dieses Sackes wohl sicher.

Der Körper ist mit rötlichbraunen, langwallenden Haaren bedeckt, die vor allem an Schultern und Armen bis zu 50 cm lang werden. Selbst die Fingerbehaarung erreicht noch 10 cm Länge.

Lebensweise
Gegenüber den langen Fingern ist der Daumen recht kurz: Der Orang ist eher ein Hangler als ein Greifkletterer, kann aber auf der Flucht gewaltige Schwünge mit Flügen über fast 20 m ausführen. Am Boden wirkt der Orang recht unbeholfen, da die kurzen, dazu noch in den Knien gebeugten Beine keine Laufwerkzeuge sind. Oft dienen denn auch die langen und kräftigen Arme als Krücken, zwischen denen das Tier seinen Körper hindurchschwingt und etwas seitlich versetzt davoneilt. Kurzfristig können Orangs natürlich auch auf zwei Beinen laufen. Jungtiere tun dies auch, wobei sie die Arme über dem Kopf kreuzen. Normalerweise aber ziehen die Familienverbände von etwa 8-10 Tieren ruhig und fast lautlos auf der Nahrungssuche durch ihr Baumkronenrevier. Die sehr kräftigen Kaumuskeln, mit Ansätzen an besonderen Knochenkämmen auf dem Kopf, dienen wohl dem Öffnen von hartschaligen Früchten. Und auch die in Südostasien verbreitete, übelriechende, aber sehr wohlschmeckende Durian (Frucht des Zibethbaumes, Durio zibethinus) wird von den Orangs sehr geschätzt.

Der abendliche Nestbau geht erstaunlich schnell vonstatten, indem die Tiere hoch oben in den Baumriesen Äste grob zu einer Plattform zusammenflechten und darauf mit Blättern und dünnen Zweigen ein Lager errichten, in das sie sich zum Teil einwühlen sollen bzw. sich damit zudecken. Beim gemeinsamen Schlafengehen lassen diese geselligen Wesen oft einen brummenden Gesang ertönen, der sich zu einem kurzfristigen Höhepunkt steigert und summend wieder verebbt.

Fortpflanzung
Ein ähnlicher Gesang leitet auch die Paarungsabsicht eines Mannes ein, wobei auch hier ein lautes Brüllen den Höhepunkt darstellt und dieses Liebeslied mit sanftem Summen ausklingt. Das gegenseitige Liebesspiel wird von beiden Partnern mit grunzenden Lauten begleitet. Die körperliche Vereinigung selbst erfolgt stumm und meist in hängender Haltung. Einige Berichte über Orangpaarungen im Zoo besagen allerdings, daß das Weib sich dabei auf den Rücken lege und der Mann sich rückwärts gebeugt davor bzw. darunter kauere. Die Geschlechtsöffnungen weisen ja, anders als beim Menschen, bei den Affenfrauen nach hinten.

Die Schwangerschaft währt fast 9 Monate, und normalerweise wird jeweils ein Kind geboren, das völlig hilflos ist und von der Mutter rührend umsorgt, gereinigt und ernährt wird. Die Milchdrüsen sind fast in der Achselhöhle verborgen. Sie leiten sich ja entwicklungsgeschichtlich von Schweißdrüsen her. Das Neugeborene wiegt etwa 1,5 kg und klammert sich mit Hilfe seiner Greifreflexe an der Mutter fest, die es allerdings meist mit einer Hand sichert. Typischerweise beherrschen Orangbabys das Hangeln weit eher und sicherer als das Gehen auf vier bzw. zwei Beinen. Erst mit 3-4 Jahren werden sie von der Muttermilch entwöhnt, wobei die Mutter allerdings schon nach wenigen Wochen vorgekauten Nahrungsbrei in den Mund des Babys schiebt. Manche Mütter haben ihre Kinder bis zu 6 Jahren gestillt. So erklärt es sich, daß Orangs nur so wenige Nachkommen haben und in ihrem Bestand hoch gefährdet sind. Das Kind beginnt mit etwa 4 Jahren, sich von der Mutter zu lösen und in gleichaltrigen Spielgruppen die lebenswichtigen Verrichtungen zu erlernen.

Orangs wachsen nur langsam und werden erst mit 10 Jahren geschlechtsreif. In Freiheit erreichen sie wohl höchstens ein Alter von 30 Jahren, so daß eine Orangfrau bei Stilldauern von 4-6 Jahren in ihrem Leben nur 4-6 Kinder gebären kann. Wie bei allen Affen (aber auch beim Menschen) wird nämlich während der Stillzeit der weibliche Zyklus unterbrochen; es findet also kein Eisprung statt: Es kommt zur Laktationsamenorrhöe.

Orangkinder schließen sich mit großer Zuwendung dem Pfleger als Mutterersatz an und lachen, weinen und spielen im ersten Lebensjahr genau wie ein Menschenkind. Später wird der menschliche Spielpartner kritisch geprüft: Der Orang berührt ihn, riecht dann an seiner Berührungshand und beriecht dann noch ausführlich die Hände des Menschen. Danach ist über Zuneigung oder Ablehnung recht eindeutig entschieden. Auch das Aussehen des Menschen spielt dabei eine wichtige Rolle.

Gefährdung
Erst in den späten sechziger Jahren hat sich der internationale Zoohandel verpflichtet, keine Orangs mehr aufzukaufen, da solche Tiere in aller Regel unter Tötung der Mutter oder gar ganzer Familien erbeutet worden sind und durch solches Morden der ohnehin gefährdete Bestand dieser zweitgrößten Menschenaffenart rasch seinem unwiederbringlichen Ende entgegenginge. Aber obwohl die Tiere geschützt sind und der Handel mit ihnen eingedämmt wurde, gehen die Bestände weiter zurück, da immer größere Teile des Urwaldes abgeholzt werden. Und so ist der Gesamtbestand dieser herrlichen Tiere heute durch Lebensraumzerstörung ernsthaft gefährdet.




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