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Säbelschnäbler

Recurvidostidae

Herkunft: Asien

In dieser Familie der Regenpfeiferartigen sind neben den 4 Arten der Säbelschnäbler (Gattung Recurvirostra) auch 2 Arten mit langen, geraden Schnäbeln (der Schlammstelzer und der Stelzenläufer) und ein Vogel mit nach unten gebogenem Schnabel (Ibisschnabel) zusammengefaßt. Diese Zuordnung des Ibisschnabels ist jedoch unter Systematikern umstritten; manche Forscher stellen ihn in eine eigene Familie und betrachten die stammesgeschichtlich alte Gruppe der Austernfischer als nächste Verwandtschaft dieses Vogels aus Zentralasien.

Auch Stelzenläufer und Schlammstelzer haben »überlange« Watbeine (Hinterzehe klein oder völlig zurückgebildet), die es ihnen ermöglichen, im schlammigen Gelände und in Flachwasserzonen Wirbellose und kleine Fische zu erbeuten. Jedoch schöpfen sie ihre Nahrung nicht (wie Säbelschnäbler) von der Oberfläche ab, sondern erbeuten größere Tiere ausschließlich durch zielgerichtete Pickbewegungen.

Alle Arten (Ausnahme: Ibisschnabel) haben auffällige, schwarz-weiße oder braun-weiße Gefiederzeichnungen und eine ähnliche Federlingsfauna (kleine Parasiten, die vom Keratin der Federn leben), die jedoch von den Parasiten der eigentlichen Regenpfeifer recht verschieden ist.

Die Säbelschnäbler haben kurze Hinterzehen und Schwimmhäute zwischen den vorderen 3 Zehen; daher sinken sie beim Waten im Schlamm kaum ein.

Eigentliche Säbelschnäbler (Gattung Recurvirostra)
Zwei Arten leben in der »Neuen Welt«: Der 47 cm große Andensäbelschnäbler (Recurvirostra andina) bewohnt die Salzseen in den Hochgebirgslagen der peruanischen, bolivianischen, chilenischen und argentinischen Anden. Der 45 cm große »Amerikanische Säbelschnäbler« oder Braunhals-Säbelschnäbler (R. americana) aus den Prärien des mittleren und westlichen Nordamerikas, der im Winter südwärts nach Mexiko wandert, ist am Kopf und Hals leuchtend rotbraun gefiedert; das restliche Federkleid unterscheidet sich in der Färbung nur wenig von der auch in Europa heimischen Art.

Auch der 42-43 cm große Rotkopf-Säbelschnäbler (Recurvirostra novaehollandiae), der fast über das gesamte Australien verbreitet ist (Teilzieher erreichen gelegentlich auch Tasmanien und Neuseeland), hat einen lebhaft kastanienbraunen Kopf und Hals, das »übliche« schwarz-weiße Körpergefieder und hellgrau-blaue Beine.

In ihren Lebensgewohnheiten unterscheiden sich die 3 erwähnten Arten nicht wesentlich vom 43 cm großen und 220-435 g schweren Säbelschnäbler (Recurvirostra avosetta), dessen Brutgebiet sich - recht aufgesplittert in unzusammenhängende Populationen - über Europa, Asien (bis zur Mongolei, nach Turkestan und zum westlichen Indien) und Afrika erstreckt.

Vorkommen
In Mitteleuropa besiedeln Säbelschnäbler als Brutbiotop Salzwiesen und frisch verlandete Küstenstreifen des Wattenmeers der Nord- und Ostseeküsten. Die gesamte Population dieses Gebiets betrug 1969/70 etwa 10 000 Brutpaare. Etwa ab Mitte des vorigen Jahrhunderts gingen die ehemals starken Bestände deutlich zurück, bis ab 1920 Säbelschnäbler wieder häufiger erfolgreich Bruten hochzogen. Vermutlich dürfen die großflächigen Eindeichungen und Neulandgewinnungen einerseits sowie das zunehmende Bewußtsein für Vogelschutz und neugeschaffene Schutzgebiete andererseits als Ursachen für den erfreulichen Anstieg der Säbelschnäblerbestände gelten.

Auch ohne direkten Einfluß des Menschen unterliegen die Bruterfolge starken Schwankungen, da Säbelschnäbler (wie auch die anderen Arten der Familie) sehr direkt von ökologischen Veränderungen ihrer Nist- und Nahrungsgründe abhängig sind. Sie nisten so dicht wie möglich am Wasser, wo geeignete Ernährungsbedingungen für Altvögel und große Junge vorhanden sind. Allerdings darf die Bodenvegetation nur niedrig sein, um einerseits den Küken genügend Schutz zu gewähren, andererseits aber den Ausblick auf herannahende Bodenfeinde nicht zu behindern. Säbelschnäbler finden sich oft zu Brutkolonien von 10 und mehr Tieren zusammen, nur selten bestehen derartige Nistgemeinschaften aus 100 oder gar 200 Brutpaaren.

Fortpflanzung
Das Nest besteht meist aus einer flachen Bodenmulde, die überhaupt nicht oder nur spärlich mit wenig Pflanzenmaterial ausgepolstert wird. Im seichten Uferwasser errichten Säbelschnäbler, und zwar beide Brutpartner, bisweilen Nisthügel aus ganz vielfältigen Materialien (Molluskenschalen, Steine, Gras u. ä.).

Das Gelege besteht aus 4 (selten aus 2-3) Eiern (5 x 3,5 cm) und wird 23-25 Tage lang von beiden Altvögeln erbrütet. Die Nestflüchter tragen ein weiches, gelblich-weißes Dunenkleid mit schwarzer Linienzeichnung; sie laufen bereits kurze Zeit nach dem Schlüpfen umher und werden von beiden Eltern gemeinsam geführt. Nach 32-45 Tagen schließlich sind junge Säbelschnäbler selbständig und gut beflogen. In der Fortpflanzungsperiode (Beginn in Europa: April-Mai) werden Säbelschnäbler hauptsächlich während des Tages aktiv.

Ernährung
Besonders in den frühen Morgenstunden (4-8 Uhr) und abends suchen die Vögel ihre Nahrung. Kleine Wirbellose (bis 1,5 cm Länge) und ihre Larven machen den Hauptanteil der Beutetiere aus, doch nehmen Säbelschnäbler auch größere »Würmer« (z. B. Ringelwürmer), Weichtiere und Insekten sowie gelegentlich auch kleinste Fische auf.

Im bis zu 15 cm tiefen Wasser »säbeln« (»mähen«), »rühren« und »picken« Säbelschnäbler nach ihrer Nahrung. Das »Säbeln« bezeichnet zwei unterschiedliche Verhaltensweisen: Beim »solitären Säbeln« laufen einzelne Vögel langsam durchs Wasser und ziehen mit seitlichem Kopfschwenken den waagerecht gehaltenen, leicht geöffneten Schnabel derart durch die oberen Schlickschichten, daß bei diesen sensenähnlichen Mähbewegungen die gebogene Schnabelpartie 2-3 cm tief im Schlamm entlangfährt. Nach 1-3 seitlichen Schwenkern heben die Säbelschnäbler ihren Schnabel aus dem Wasser, um ihre Beute, Ringelwürmer und Schnecken oder - im Süßwasser - Mückenlarven, hinunterzuschlucken.

Beim »sozialen Säbeln« schreiten mehrere Vögel in einer »Treiberkette« durch das Wasser und fischen, mit waagerechten bis senkrechten Schnabelschwenkungen, hochgewirbelte Kleinkrebse auf. Beim »Rühren« strecken Säbelschnäbler ihren Hals und Kopf nach schräg vorne unten, um mit der Spitze des nur wenig (bis 5 mm) geöffneten Schnabels kleine Wattkrebse (Gattung Corophium) aus dem wenige Zentimeter tiefen Wasser zu fischen. Dabei führt die Schnabelspitze elliptische Bewegungen dicht über dem Schlamm aus.

Im Gegensatz zum optisch orientierten »Picken« - hierbei nehmen die Vögel bei waagerecht gehaltenem Vorderschnabel größere Beutetiere durch schnelles Zustoßen von trockenen Schlickflächen und vom Bodenbewuchs auf - ertasten sich Säbelschnäbler beim »Säbeln« und »Rühren« ihre Beutetiere.




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