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Steißhühner

Tinamiformes

Herkunft: Mittel-, Südamerika

Die 42- 46 Arten der Steißhühner oder Tinamus leben in Mittel- und Südamerika (von Mexiko bis Südargentinien und Südchile). Es sind sehr altertümliche Vögel, die in Anpassung an ein zurückgezogenes Leben als Bodenbewohner eine große äußerliche Ähnlichkeit mit den Hühnervögeln (Galliformes) erworben haben.

Merkmale
Eine Reihe anatomischer Merkmale (z. B. der Bau des knöchernen Gaumens, Verschmelzung mehrerer Rückenwirbel, keine Hakenfortsätze an den Rippen, Beckenskelett ähnlich dem des Kiwis, d. h. Sitz- und Schambeine sind nicht vollständig miteinander verwachsen) grenzen die Steißhühner von allen »modernen« Vögeln ab, so daß die Zoologen ihnen eine eigene Ordnung der Vögel zuweisen.

Steißhühner haben zwar einen gut ausgebildeten Brustbeinkamm und entsprechend viel Flugmuskulatur; ihr Herz aber ist im Verhältnis zur Körpergröße erstaunlich klein, und auch die Blutmenge ist verhältnismäßig gering, so daß die Versorgung der Brustmuskulatur mit Sauerstoff nicht ausreicht, um einen andauernden Flug zu ermöglichen. Die Schwanzfedern (8-12) sind sehr kurz und bei vielen Arten sogar unter den Oberschwanzdecken verborgen (daher der Name); auch die Flügel bleiben kurz und rund, sie sind recht kräftig gewölbt. Steißhühner haben ein sehr dichtes und tarnfarbig braun und grau gemustertes Gefieder; Puderdunen und Bürzeldrüse sind gut entwickelt.

Lebensweise
Die Tinamiformes leben meist in Wald- und Buschlandschaften des tropischen Amerika, einige wenige Arten haben sich jedoch an die ausgedehnten Grasebenen und die kühleren Hochgebirgslagen der Anden angepaßt. Steißhühner nehmen hier in etwa die ökologische Nische der Hühnervögel ein. Sie ernähren sich von allerlei Früchten, Samen und Insekten, die sie zwar gelegentlich mit dem Schnabel (ziemlich klein, schmal und leicht abwärts gekrümmt) ausgraben, niemals jedoch - wie Hühnervögel - mit ihren kräftigen Füßen freischarren. Ein großer Kropf und Blinddärme sorgen für die Aufbereitung der vielseitigen Kost.

Bei Gefahr bringen die Steißhühner sich geschickt in dichtem Unterholz in Sicherheit oder drücken sich in Bodenvertiefungen und Erdhöhlen; nur bei allergrößter Bedrohung fliegen sie überraschend schnell davon, um nach wenigen hundert Metern wieder in schützende Deckung einzufallen.

Fortpflanzung
In ihrer Fortpflanzungsbiologie unterscheiden sich Steißhühner wesentlich von den meisten anderen Vögeln. Obwohl bei den meisten Arten die Geschlechter gleich aussehen, gibt es doch einige, deren Weibchen größer als die männlichen Vögel werden und die auch ein bunteres Gefieder haben. Weitaus die meisten Steißhuhnarten leben ungesellig, nur wenige bilden kleinere Gruppen. Zur Brutzeit geben die Männchen andauernd ihre melodischen, klanghaften Rufe von sich und locken so legebereite Weibchen in ihr Revier. Mehrere Weibchen legen ihre Eier - glänzende und einfarbig grün, blau, braun oder violettrot gefärbte Gebilde mit fast symmetrisch geformten Polen - in ein gemeinsames Bodennest (insgesamt bis zu 12, seltener auch mehr Eier) und überlassen das Brutgeschäft und die Aufzucht der Jungvögel allein den Männchen. Wahrscheinlich versorgt bei den meisten Steißhuhnarten 1 Weibchen hintereinander mehrere brutbereite Männchen mit Eiern. Beim 27-30 cm großen Rotbrusttinamu (Crypturellus variegatus) aus den tropischen Wäldern der östlichen Andenausläufer (von Kolumbien und Südvenezuela bis Peru und Ostbrasilien) allerdings legt nur 1 Weibchen ein einzelnes Ei in das Nest (eine flache, ungepolsterte Bodenmulde) des unscheinbarer gefärbten Männchens. Nach 21 Tagen Brutdauer schlüpft das weitentwickelte Dunenjunge und läuft bereits einige wenige Stunden nach Verlassen des Eies mit dem Altvogel umher. Es nimmt von Anfang an selbständig Nahrung auf und drückt sich bei Gefahr auf einen Warnlaut hin dicht auf den Boden.

Steißhühner ziehen meist mehrere Junge hintereinander auf; sobald nach etwa 3 Wochen die Jungvögel weitgehend selbständig geworden sind, locken die Männchen erneut Brutpartner zur Eiablage herbei. Die Nester werden zumeist gut in dichter Deckung versteckt; nur wenige Steißhühner formen eine regelrechte Nistmulde aus Pflanzenstoffen. Bei den meisten Arten legen die Weibchen ihre Eier in ungepolsterte, bereits vorhandene oder selbstgebaute flache Bodensenken. Beim 25-28 cm großen Graukehltinamu (Crypturellus boucardi) aus den Waldgebieten von Mexiko bis Nord-Costa Rica und Nordwest-Kolumbien beträgt die Brutdauer nur etwa 16 Tage, während bei den 7 Arten der Rebhuhntinamus (Gattung Nothoprocta) aus den Gebirgslagen der Hochanden die Brut oft 3 Wochen oder länger währt. Diese Steißhühner nehmen in etwa die ökologische Nische der Schneehühner der Nordhalbkugel ein.

Beim 42- 43 cm großen Inambu oder Pampashuhn (Rhynchotus rufescens) aus den Pampas vom südlichen Amazonasgebiet bis Mittelargentinien und Uruguay - das als »Rebhuhn« gejagt wird und wegen seines Fleisches sehr geschätzt ist - erbrüten die Männchen 7-9 schokoladenbraune Eier.

Systematik
Steißhühner werden nach ihrer Lebensweise und Anpassung an die unterschiedlichen Lebensräume der geschlossenen tropischen Wälder einerseits und der offenen Grassteppen bzw. Hochgebirgslagen andererseits in 2 Unterfamilien eingeteilt.

1. Die Waldsteißhühner (Tinaminae) mit den 3 Gattungen: Tinamus, Nothocercus (3 Arten aus den kühleren Gebirgswäldern) und Crypturellus (siehe oben).

2. Steppensteißhühner (Rhynchotinae) mit dem bereits erwähnten Pampashuhn (Rhynchotus rufescens), den Rebhuhntinamus (Gattung Nothoprocta) sowie den Gattungen Nothura, Taoniscus (kleine Arten des Chaco und der Pampa) und Eudromia (das 35-40 cm große Perlsteißhuhn, E. elegans, bewohnt gesellig die Graslandschaften Argentiniens und Ostchiles; es streift in kleinen Gruppen von wenigen Männchen und mehreren Weibchen umher). Die beiden Arten der Gattung Tinamotis (das 39 cm große Patagoniersteißhuhn, T. ingoufi, aus Patagonien und Südchile sowie das 43 cm lange Punasteißhuhn, T. pentlandii, aus Südperu bis Nordargentinien) bewohnen die gemäßigt-kalten und unwirtlichen Regionen der südlichen Berglandschaften Südamerikas.




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