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Wanderratte

Rattus norvegicus

Herkunft: globale Vorkommen

Die durch den Schiffsverkehr weltweit verbreitete Wanderratte stammt
ursprünglich aus dem gemäßigten Sibirien und China. Dort tritt sie auch
heute noch völlig frei lebend auf, während sie in ihren neuen Heimatgebieten,
insbesondere in den Tropen, in der Regel an die Nähe des Menschen
gebunden ist (kommensale Lebensweise).

Gestalt
Von unserer 2. heimischen (ebenfalls weltweit verschleppten) Rattenart, der
Hausratte, unterscheidet sich die Wanderratte durch die größere, kräftigere
Gestalt (Kopf-Rumpf-Länge 20-27 cm), den kürzeren Schwanz
(Schwanzlänge 17-23 cm), das bedeutend höhere Gewicht (bis zu 500 g) und
die stumpfere Schnauze.

Das Fell der Wanderratte ist oberseits graubraun bis dunkelbraun gefärbt,
wird an den Flanken heller und geht ohne deutliche Abgrenzung am Bauch in
ein schmutziges Weiß bis Grau über. Besonders bei älteren Tieren stehen im
Rückenhaar oft lange, fuchsrote Grannenhaare. Seltener treten auch fast
schwarze Wanderratten auf.

Lebensraum
Als ursprünglicher Bewohner von Erdbauten besiedelt die Wanderratte in
unserer technisierten Umwelt besonders unterirdische, feuchte Hohlräume.
Wir Menschen haben ihr in unseren Städten mit den ausgedehnten
Abwasserkanalsystemen einen geradezu maßgeschneiderten, idealen
Lebensraum geschaffen, der in jeder Hinsicht den Bedürfnissen dieses
feuchtigkeitsliebenden und dunkelaktiven Tieres entspricht. Darüber hinaus
kommt die Wanderratte in Kellern, Ställen, Müllkippen (die - neben großem
Nahrungsangebot - wegen der Gärprozesse im Innern auch im Winter warm
sind), in Tiergärten, Schlachthöfen, in lebensmittelverarbeitenden Betrieben,
Getreidespeichern, Bürogebäuden und schließlich auch in Wohnhäusern vor.
Diese extrem anpassungsfähige Tierart findet also in der Nähe des
Menschen mannigfache Möglichkeiten zum Unterschlupf und zur
Vermehrung.

In unseren Breiten siedelt die Wanderratte z. T. auch außerhalb von
menschlichen Gebäuden. Hierzu sucht sie gerne die Nähe fließender
Gewässer auf, besonders wenn sie ihr mit dichter Ufervegetation gute
Deckung bieten. Im Wasser offenbart sie sich als ausgezeichneter
Schwimmer und Taucher, was ihr auch vielerorts den Namen »Wasserratte«
eingetragen hat.

Erdbauten
Die im Freien angelegten Rattenbaue verlaufen sehr flach (nur bis in etwa 40
cm Tiefe) und sind häufig sehr weit verzweigt. Sie enthalten meist mehrere
Nestkammern, viele blind endende Gänge und bisweilen auch
Vorratskammern.

Nahrung
Die Wanderratte ist ein ausgesprochener Allesfresser.
Magenuntersuchungen an 4000 Tieren haben ergeben, daß sie mit rund 40%
Getreidekörnern und etwa 35% frischen Pflanzenteilen doch mehr pflanzliche
Nahrung zu sich nimmt, als gemeinhin angenommen wird. Der Grund, warum
man lange glaubte, die Wanderratte ernähre sich überwiegend animalisch,
liegt sicherlich darin, daß sie mitunter ein geradezu raubtierhaftes Verhalten
an den Tag legt. Sie überfällt Hausgeflügel und Kaninchen, jagt Feldmäuse
und plündert die Nester von Bodenbrütern. In Vogelschutzgebieten kommt es
immer wieder zu hohen Gelegeverlusten durch Wanderratten. Im Stall nagt
sie sogar Ferkel und Lämmer an. Im Wasser erbeutet sie Fische, Frösche
und Süßwassermuscheln. Bei akutem Nahrungsmangel schont sie auch ihre
Artgenossen nicht.

Aggressives Verhalten
Die angriffslustige Wanderratte wird, in die Enge getrieben, sehr gefährlich.
Sie greift mit schrillem Schrei Hunde und Katzen an und kann sie mit ihren
Bissen sogar tödlich verletzen. Auch der Mensch wird in einer solchen
Situation ohne Zögern angesprungen. Wenn die Bißwunden für den
Menschen in aller Regel auch nicht lebensgefährlich sind, so besteht doch
größte Infektionsgefahr bei Rattenbissen.

Begegnungen mit wildlebenden Ratten sind daher unbedingt zu vermeiden.
Dies gilt besonders für Kinder, wenn sie beim Spielen im Hinterhof oder in
anderen von Ratten bewohnten Örtlichkeiten ein solches Tier aufstöbern.

Sozialverhalten
Wanderratten leben in größeren Rudeln (bis zu 200 Individuen), die ein
bestimmtes Territorium für sich beanspruchen. Diese Rudel gehen meist auf
ein Ausgangspaar zurück (Großfamilie). Alle Rudelmitglieder sind also eng
miteinander verwandt und erkennen sich am charakteristischen
Familiengeruch. Rudelfremde Wanderratten werden sofort erkannt und
angegriffen. Dabei stirbt die angegriffene Ratte - falls ihr die Flucht mißlingt -
meist gar nicht an den Bißverletzungen, sondern offenbar an
Schockeinwirkung, vermenschlicht ausgedrückt: »aus Angst«.

Aktivität
Ungestörte Wanderratten sind dämmerungsaktiv. Ihre Hauptaktivitätsphasen
liegen kurz nach Sonnenuntergang und kurz vor Sonnenaufgang. Bei sehr
schlechten Bedingungen im Winter sind sie auch mittags unterwegs. Bei
fabrik- und büroraumbewohnenden Ratten richten sich die Aktivitätsphasen
nach den Betriebsruhezeiten.

Fortpflanzung
Im Gegensatz zu anderen häufigen Kleinnagern wie den Feldmäusen
kommen Dichteschwankungen bei ungestörten Wanderrattenpopulationen
nicht vor.

Die Populationsdichte regelt sich von selbst auf einen optimalen Stand, der
vom Nahrungsangebot und der Territoriengröße abhängig ist. Zu hohe
Individuendichte wird über ein kompliziertes Hormongefüge, an den
Hypophyse, Nebennieren und Geschlechtsdrüsen beteiligt sind, das zu einer
Verminderung der Fortpflanzungsfähigkeit führt, schnell wieder ausgeglichen.

Wanderratten werfen bei uns jährlich meist 2-3 (seltener 4) Würfe mit
durchschnittlich je 8 Jungen. Da die Tiere nur 1 bis höchstens 3 Jahre alt
werden, gebiert ein Weibchen im Laufe seines Lebens 6-8 Würfe mit
insgesamt etwa 40 Jungen. Die nackt und blind geborenen Jungen öffnen
erst am 15. Tag die Augen und streifen ab dem 20. Tag auch außerhalb des
Nestes umher. Die Sterblichkeit der Wanderratten durch Feinde, Krankheiten,
Streß u. ä. ist sehr hoch. Man schätzt einen natürlichen Abgang im Jahr von
90-95% der jeweils geborenen Tiere.

Wanderratten und Mensch
Die Wanderratte gelangte vermutlich im Mittelalter nach Europa. Für die
Pestepidemien der vergangenen Jahrhunderte ist sie sehr wahrscheinlich
aber weitaus weniger verantwortlich als vielmehr die schon vor ihr nach
Europa gekommene und früher sehr viel häufigere Hausratte.

Weltweit gesehen, ist die Wanderratte heute wohl das schädlichste und
gefährlichste Nagetier. Auf der anderen Seite ist sie uns in Form ihrer weißen
Mutante, der Laborratte, von unschätzbarem Nutzen, vor allem in der
physiologischen und pharmazeutischen Forschung.




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