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Ziegenmelker

Caprimuldidae

Herkunft: Europa, Nordafrika, Asien

Die Familie der Eigentlichen Nachtschwalben oder Ziegenmelker ist mit 67-79 Arten weitaus die größte Gruppe der Nachtschwalben. Die über ganz Europa, Nordafrika, Westsibirien und Vorderasien bis zum Baikalsee sowie bis zur Mongolei, Turkestan, Kaschmir und Pakistan verbreitete, 27 cm lange Nachtschwalbe (Caprimulgus europaeus) hat der gesamten Familie ihren populären Namen »Ziegenmelker« gegeben. Der Sage nach sollen diese Vögel nämlich nachts den Ziegen die Milch absaugen. Da Ziegenmelker in der späten Dämmerung auf Insektenjagd gehen und daher besonders auch Haustiere auf der Weide umfliegen, die ja auf allerlei Insekten sehr anziehend wirken, ist es verständlich, daß man den Nahrungserwerb der sonst so unbekannten - weil tagsüber völlig inaktiven - Nachtschwalben mit dem Weidevieh in direkten Zusammenhang brachte.

Verbreitung
Ziegenmelker sind mit Ausnahme Neuseelands und einiger pazifischer Inseln weltweit verbreitet, wobei die Arten der gemäßigten und kälteren Gebiete zum Winter hin weite Wanderungen unternehmen, um nicht zu verhungern.

Lebensweise
Nachtschwalben ernähren sich ausschließlich von Insekten, die sie überwiegend im geräuschlosen, schnellen Zickzackflug fangen, bisweilen aber auch am Boden aufsammeln. Mit Ausnahme einiger weniger Arten (Nachtschwalben) ruhen Ziegenmelker während der hellen Tages- und dunklen Nachtstunden. Sie sitzen dabei mit fast völlig geschlossenen Augen regungslos entweder längs auf einem Ast (nie quer dazu) oder flach auf dem Boden. Ihr fein braun, schwarz, grau und weiß gemustertes Gefieder bietet Ziegenmelker eine vorzügliche Tarnung, so daß sie auch bei starker Bedrohung durch näherkommende Feinde erst im letzten Moment davonfliegen. In mondhellen Nächten, wenn die Helligkeit noch bis weit in die Nacht hinein ausreicht, unternehmen Ziegenmelker auch noch sehr spät Beuteflüge.

Gestalt
Auch eine ganze Reihe anatomischer Merkmale verbindet die einzelnen Ziegenmelkerarten miteinander: kleine Schnäbel mit einer breiten, sehr weit zu öffnenden Mundspalte, große, sehr lichtempfindliche Augen, lange, zugespitzte Flügel und ebenfalls lange Schwänze. Bei vielen Arten unterscheiden sich die Männchen durch weiße »Abzeichen« am Schwanz oder an den Handschwingen sowie durch fahnenartig verlängerte Steuerfedern oder Handschwingen von weiblichen Nachtschwalben. Die große Schnabelöffnung nimmt zusammen mit den steifen, borstenartigen Tastfedern der Mundumgebung die Nachtinsekten wie ein Kescher auf. Die Krallen der Mittelzehen tragen Zähnungen an der Unterseite, die als »Kamm« zur Gefiederpflege dienen; auch hat die 4. Zehe (Außenzehe) ein Zehenglied weniger als bei anderen Vögeln, die 5 Zehenglieder haben. Die Struktur der Syrinx und des Gaumendaches bilden weitere gemeinsame anatomische Merkmale der Ziegenmelker.

Arten
Die Gesamtlänge liegt bei den einzelnen Arten zwischen 15 und 33 cm; einige Ziegenmelkermännchen, wie z. B. jene der 23-25 cm langen Leiernachtschwalben (Chropsalis lyra) aus Westvenezuela, Ostkolumbien und Peru, bilden enorm verlängerte äußere Schwanzfedern aus (bis 55 cm Länge), so daß die Vögel von der Schnabel- bis zur Schwanzspitze 68-80 cm Gesamtlänge erreichen. Bei der Gabelnachtschwalbe (Chropsalis segmentata) aus der Andenregion von Kolumbien bis Bolivien werden die Männchen mit ihren verlängerten Schwänzen 50-60 cm lang, während die Gesamtlänge der Weibchen 23-25 cm beträgt. Eine der kleinsten Arten ist mit nur 15-17,5 cm Gesamtlänge die Zwergnachtschwalbe (Chordeiles pusillus), die weit über die lichten Wälder und Savannen Südamerikas von Südkolumbien, Südvenezuela und Westguyana bis Ostbrasilien verbreitet ist. Auch die 22,5-25 cm lange Pauraki oder Pauraque (Nyctidromus albicollis) hat ein ungewöhnlich riesiges Brutareal (von Südtexas bis Nordwestperu, Bolivien, Nordostargentinien bis zum Rio Grande do Sul sowie auf Trinidad). Diese Ziegenmelker bevorzugen dicht bewachsenes Gelände, kommen aber auch in Savannen vor.

Brutbiologie
Stellvertretend für die - weitgehend ähnlichen - Brutgewohnheiten der anderen Nachtschwalben sollen hier die Fortpflanzungsgewohnheiten des auch in Europa brütenden Ziegenmelkers (Caprimulgus europaeus) geschildert werden. Die Gattung Caprimulgus ist mit 28 Arten weitaus die größte ihrer Familie, wenn auch genauere Kenntnisse über die einzelnen Arten sicherlich eine weitere systematische Aufgliederung nach sich ziehen werden.

Wie alle anderen Nachtschwalben legt der Ziegenmelker seine 2 Eier (3,1 x 2,2 cm groß) unmittelbar auf den Erdboden, wobei er offene Wälder, Heidegebiete, Waldränder und Kahlschläge sowie auch busch- und baumbestandene Halbwüsten und Dünengebiete als geeignete Brutbiotope aufsucht.

Die Brutperiode beginnt ab Ende Mai oder - je nach Verbreitungsgebiet - auch erst im Juli. In der Regel ziehen Ziegenmelker 2 Jahresbruten hoch. Die Brutdauer beträgt 16-18 (- 21) Tage, wobei das 2. Ei meist 36 Stunden nach dem 1. abgelegt wird. Beide Partner wechseln sich beim Brutgeschäft ab, wobei tagsüber gewöhnlich der weibliche Vogel auf den Eiern sitzt und mit seinem Tarngefieder die ohnehin schon durch ihre braunen Sprenkel gut getarnten Eier zusätzlich schützt.

Die Jungen sind Platzhocker. Sie schlüpfen mit 1-2 Tagen Abstand voneinander und tragen ein braunes, langes Dunenkleid. Junge Ziegenmelker können gleich nach dem Schlüpfen sehen und laufen schon nach wenigen Tagen umher. Die Altvögel bewegen sowohl die Eier als auch Jungvögel bisweilen an eine günstigere Stelle. Beide Eltern füttern ihren Nachwuchs gemeinsam, wobei die Jungen die Insektennahrung direkt aus dem Schlund der Altvögel entnehmen, indem sie den elterlichen Schnabel mit weit aufgerissenem Mund umklammern.

Sobald das Weibchen nach etwa 2 Wochen mit der nächsten Brut beginnt, führt allein der männliche Ziegenmelker den Nachwuchs, bis die Jungen im Alter von 17-19 Tagen flügge und schließlich mit 31-34 Tagen selbständig werden.

Eine weitere besondere Eigenschaft vieler Ziegenmelker ist ihre Fähigkeit, bei ungünstigen Nahrungs- und Witterungsbedingungen in einen bewegungslosen Ruhestand mit stark verminderter Stoffwechselaktivität zu fallen. Auch während der gewöhnlichen täglichen und allnächtlichen Ruhepausen (außerhalb der Dämmerungsphasen) sinkt bei Ziegenmelkern die Körpertemperatur beträchtlich ab.




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