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Gorilla

Gorilla

Herkunft: Afrika

Der Gorilla wurde erst um 1860 für die Wissenschaft entdeckt, als Missionare aus Gabun Schädel und Häute nach England schickten. Vorherige Berichte von Seefahrern bezogen sich wahrscheinlich auch auf diesen großen Menschenaffen, doch waren sie natürlich keine Grundlage für eine wissenschaftliche Diagnose. Die ersten lebenden Gorillas kamen erst um 1890 nach Europa. Unter Einsatz von etwa 1000 Einheimischen hatte man drei lebende Tiere ergreifen können und zwei davon zu Hagenbecks Tierpark nach Hamburg gebracht. Dort hielten sie aber nur 2-3 Wochen aus und starben wohl an falscher Ernährung und mangelhafter Pflege.

Unterarten
Heute tritt der Gorilla in zwei Formen auf, die sich vor allem verhaltensökologisch als Unterarten kennzeichnen lassen: Der Flachlandgorilla (Gorilla gorilla gorilla) lebt in den weiten Waldgebieten des westlichen Mittelafrika, wo er aber keineswegs überall zu finden, sondern eher inselartig verbreitet ist. Dagegen findet sich der Berggorilla (Gorilla gorilla beringei) in den Hochgebirgsgebieten bis zu 3500 m zwischen Edward- und Tanganjikasee. Er wurde erst 1902 als eigene Unterart beschrieben und unterscheidet sich vor allem im Bau seines Fußes vom weiter verbreiteten Flachlandgorilla. Dieser Fuß ist kein Greif-, sondern ein Gehfuß, der die Gegenüberstellung der Großzehe als »Daumen« nicht mehr leisten kann. Manche Forscher zählen auch 3 Unterarten und unterscheiden einen Westlichen und einen Östlichen Flachlandgorilla.

Gestalt
Dieser größte aller Primaten ist auf den Hinterbeinen stehend bis zu 175 cm groß, wobei ja die Knie in Affenart noch eingeknickt sind. Sein gewaltiger Brustumfang beträgt bis zu 175 cm, und sein Gewicht kann über 300 kg erreichen. Das dichte Haarkleid ist meist schwarz, wird allerdings bei alten Männern auf dem Rücken silbriggrau und kann bei manchen Familienmitgliedern mit bräunlichen Kopfplatten versehen sein. Die Weibchen sind mit etwa 150 kg auch bei diesem Menschenaffen kleiner und leichter als die Männer.

Gewaltige Muskelpakete lassen den Schultergürtel und den stämmigen Hals besonders kräftig erscheinen, und mit Spannweiten von 275 cm bietet der Gorilla in der Tat einen imposanten Anblick. Dieser wird noch durch einen scheinbar lauernden Gesichtsausdruck verstärkt, der von den unter starken Wülsten hervorlugenden kleinen Augen und dem riesigen Fett- und Bindegewebsbuckel auf dem Kopf älterer Männer herrührt. Dabei erweisen sich richtig erzogene und sorgsam gepflegte Gorillas als ungemein sanfte, umgängliche und liebenswerte Geschöpfe.

Lebensweise
Gorillas streifen in Horden von durchschnittlich 15-17 Individuen durch ihr 25-40 km2 großes Territorium, das sie oft mit anderen Trupps teilen, ohne daß es dabei zu ernsten Kämpfen kommt. Die Führer - meist ältere Männer - blicken sich bei solchen Gruppenbegegnungen nur drohend an, und jeder Trupp geht ruhig weiter der Nahrungssuche nach. Die Nahrung besteht offenbar nur aus pflanzlichen Stoffen. Nur in Gefangenschaft wird Fleisch angenommen. Die allabendlich neu gebauten Schlafnester sind rangmäßig verschieden hoch angelegt: Der Führungsmann baut sein Nest nahe dem Erdboden in einer niedrigen Astgabel oder gar an der Basis des Baumstammes auf dem Boden. So kann er die Gruppe gegen den wichtigsten Feind, den Leoparden, schützen.

Fortpflanzung
Entgegen früheren Vermutungen spielt bei den Gorillas die Sexualität als soziales Stabilisierungssystem keine große Rolle, und kaum je wurden im Freiland Kämpfe um Weibchen beobachtet, obwohl mehrere Forscher sich monatelang als Gruppenmitglieder in Berggorillafamilien aufhalten konnten. Der Führungsmann duldet durchaus, daß in seiner Nähe ein anderer Mann sich mit einem der Weibchen seiner Gruppe sexuell vereinigt.

Die Paarungsstellung ist recht variabel. Die Vereinigung kann das bei Säugetieren meist übliche Aufreiten von hinten sein, kann aber auch von der Bauchseite her erfolgen, indem der Mann die Frau sozusagen auf seinen Schoß nimmt und den Penis einführt.

Die Schwangerschaft dauert etwa 9 Monate und verläuft in Zoologischen Gärten wegen der beachtlichen Körpermaße der Alttiere vom Pfleger oft unbemerkt. Die Geburt erfolgt im Liegen und geht in wenigen Minuten vor sich. Wie bei den übrigen Menschenaffen durchtrennt die Mutter die Nabelschnur, inspiziert das Junge, säubert es und drückt es an sich. Anders als bei den meisten übrigen Primaten ist das Gorillakind nicht in der Lage, sich allein an der Mutter festzuhalten. Bei der Geburt wiegen Gorillakinder etwa 2 kg, nehmen rascher als z. B. Orang-Utans an Gewicht zu und sind mit einem Jahr bereits gut 16 kg schwer. Mit 20 Wochen können sie auf allen vieren kriechen, und mit 26 Wochen beginnen sie allein zu laufen. Mit 12 Jahren werden Gorillas geschlechtsreif und rauben bald darauf aus einem Nachbartrupp ihre Frau und gründen einen eigenen Familienverband.

Da seit etwa 1960 die Zoohaltung der Gorillas gut beherrscht wird, sind seitdem schon mehrere Geburten unter wissenschaftlich einwandfreien Bedingungen beobachtet worden. Erstaunlich ist, daß erstgebärende Zoogorillamütter mit dem Neugeborenen nichts anzufangen wissen, sondern es wie im Schock als etwas Fremdes oder gar Feindliches behandeln. Im Verein mit Freilandbeobachtungen darf man hieraus schließen, daß das mütterliche Verhalten zum großen Teil erlernt werden muß. Das kann unter anderem auch durch »Abgucken« von erfahrenen Müttern geschehen.

Auch das Paarungsverhalten muß wohl durch Abgucken von älteren Kollegen erlernt werden. So wußten zwei paarungsbereite Gorillas im Zoo in Sacramento (Kalifornien) nichts mit sich anzufangen. Auch eine Sexfilmvorführung brachte keine Besserung, da die Gorillas die technische Seite der Projektion und das flackernde Licht interessanter fanden als den Filminhalt!

Anders als die günstige Zooerfahrung sieht die bisher registrierte Freilandsituation aus: Gorillafrauen bekommen höchstens alle drei Jahre ein Kind, und die Baby- und Jugendlichensterblichkeit durch Parasiten und Krankheiten beträgt ungefähr 50%. Wie beim Menschen dürften die männlichen Nachkommen häufiger und eher sterben als die Mädchen, so daß sich aus dieser Sicht die Geschlechterverteilung in den Gruppen erklären ließe: auf ein Männchen kommen meist zwei Weibchen.

Verhaltensstudien
Durch Freilandstudien wissen wir heute viel über die Bedeutung der Gorillagestik. Scharfes Ansehen bedeutet z. B. Überlegenheit, und der Untergeordnete blickt allenfalls kurz aus dem Augenwinkel und zieht sich dann lieber zurück. Ohrfeigen und derbe Schläge auf den Kopf sind letzte Notmaßnahmen, wenn ruhige Gesten nicht zum Ziele führten. Aufrichten zur stolzen Höhe - mit kurzfristig durchgedrückten Knien über 2 m! - und Trommeln der Hände auf dem gewaltigen Brustkorb sowie Haaraufstellen und Ellenbogen-nach-vorn-seitlich-Abstellen sind weitere Einschüchterungsgesten. Schließlich führt der Drohende bzw. Angreifende einen raschen, geradlinigen Lauf auf den Gegner aus, bleibt aber normalerweise wenige Meter vor ihm stehen oder läuft an ihm vorbei. Läuft der dieses mißverstehende Mensch dann fort, so folgt ihm der Gorilla, beißt ihm mit seinen gewaltigen Eckzähnen in Beine und Gesäß und kann ihn natürlich ernsthaft verletzen. Niemals aber hat ein Gorilla im Freiland einen Menschen in »filmgerechter Weise« mit seinen Armen umfaßt und erdrückt!

Durch langfristige Freilandstudien als Mitglied einer Gorillafamilie hat man genaue Einblicke in ihre Lebensgewohnheiten gewonnen. Erstaunlich war dabei, daß Gorillas im Freiland niemals beim Trinken beobachtet wurden. Offenbar decken sie ihren Wasserbedarf aus der Pflanzennahrung. Wasserläufe von etwa 1/2 m Tiefe durchqueren sie, tiefere und breite meiden sie, denn sie können von Natur aus nicht schwimmen. Diese überraschende Eigenschaft teilen sie mit dem Menschen und dem Orang und Schimpansen, die ja ebenfalls über keine ausreichenden angeborenen Schwimmbewegungen verfügen. In einigen Zoos sind denn auch schon Gorillas im absperrenden Wassergraben ertrunken.

Die allabendlich neu gebauten Schlafnester werden am Boden aus Buschwerk zusammengebogen, so daß sich eine leicht federnde Unterlage ergibt, die mit Blattwerk ausgekleidet wird. Die mittägliche Ruheperiode dagegen verbringen Gorillas meist auf Baumästen in etwa 3 m Höhe.

Erstaunlich ist auch, daß Gorillas in freier Wildbahn kaum den Gebrauch von Werkzeugen zeigen, d. h. etwa mit abgebrochenen Stöcken hantieren, was bei Schimpansen zur Regel gehört.

Verwandtschaft
Nach eingehenden Untersuchungen der Eiweißzusammensetzungen im Blutserum wissen wir heute, daß der Gorilla unser zweitnächster Verwandter nach dem Schimpansen ist.

Gefährdung
Der Berggorilla ist eines der am stärksten bedrohten Tiere. Sein Bestand wird nur noch auf 200-300 Tiere geschätzt. Aber auch um den Flachlandgorilla steht es nicht sehr viel besser. Waren es früher vor allem Bejagung und Handel mit den begehrten Urwaldriesen, so ist es heute die zunehmende Zerstörung ihres Lebensraumes, die die Tiere an den Rand des Aussterbens bringt. Der Handel mit ihnen ist schon seit längerem verboten, und die Tiere unterliegen inzwischen dem Schutz des Washingtoner Artenschutzübereinkommens, doch möglicherweise kommt diese »Einsicht« bereits zu spät.




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