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Kamele

Camelus

Herkunft: Afrika, Asien

Zur Gattung der Großkamele zählen das einhöckerige Dromedar (Camelus dromedarius) und das zweihöckerige Trampeltier (Camelus ferus). Beide werden auch einfach als Kamel bezeichnet. Das Trampeltier ist die Wildform, die nur noch in Restbeständen von wenigen hundert Tieren - genaue Zahlen sind nicht bekannt - in der Wüste Gobi Chinas und der Mongolei vorkommt. Das Dromedar existiert nur als Haustier. Beide Formen sind untereinander kreuzbar.

Dromedar, Einhöckeriges Kamel (Camelus dromedarius)
Die wilden Vorfahren des Dromedars waren in Arabien und Nordafrika verbreitet. Zwischen 4000 und 2000 v. Chr. wurde das Dromedar gezüchtet.

Gestalt
Das Dromedar ist hochbeinig, der Rumpf hat eine länglich-runde Form, der Hals ist lang und wird nach unten durchgebogen getragen. Das wollige, krause Fell ist meist braun gefärbt, doch kommen zwischen Weiß und Schwarz alle möglichen Übergänge vor. Ober- und Unterlippen hängen an der Spitze über. Die Oberlippe ist gespalten, die schlitzförmigen Nasenlöcher können verschlossen werden. Im Nacken befindet sich eine Drüse mit zwei Ausführgängen, die vor allem beim brünstigen Hengst ein schmieriges, übelriechendes Sekret absondert. Eine große Hornschwiele befindet sich auf dem Brustbein, weitere Schwielen hat das Tier an Ellbogen, Handwurzel, Knie und Ferse. Die Brustschwiele bildet die Unterlage des liegenden Kamels. Der Höcker ändert seine Form je nach Ernährungszustand des Tieres. Sein Inneres besteht aus Binde- und Fettgewebe. Die Körperhöhe beträgt bis zu 2,3 m, das Gewicht bis 1000 kg.

Zuchtrassen
Die vom Dromedar abgeleiteten Rassen lassen zwei Typen erkennen: Reitkamele und Lastkamele.

Reitkamele sind groß, hochbeinig und leichter gebaut. Sie sind daher schnelle Läufer. Hinsichtlich ihres Wasser- und Nahrungsbedarfs sind sie sehr genügsam. Die Zucht edler Reitkamele wird mit ähnlicher Passion betrieben wie die Zucht von Rassepferden. Berühmt sind die Meharis aus Marokko und die von den Bischarin-Nomaden aus dem Nordsudan gezüchteten Reitdromedare. Im Gegensatz zu den Pferden, die schreiten (d. h., sie setzen z. B. den rechten vorderen und den linken hinteren Fuß gleichzeitig, »überkreuz«, vorwärts), sind die Kamele Paßgänger (d. h., sie setzen Vorder- und Hinterfüße jeweils einer Körperseite gleichzeit vorwärts). Deshalb gleicht die Bewegung des Rückens durchaus dem Schlingern eines Schiffes (»Wüstenschiff«!).

Lastkamele sind gröber und plumper gebaut als Reitdromedare. Die schwere Rasse wurde zum Lastentragen und als Zugtier vor Karren, Pflügen oder im Göpel der Schöpfräder gezüchtet. Wasser- und Nahrungsbedarf dieser Rasse sind vergleichsweise hoch.

Klimatische Ansprüche
Der eigentliche Lebensraum des Dromedars sind heiße Wüsten und Halbwüsten. Das Verbreitungsgebiet erstreckt sich daher vornehmlich auf Nordafrika, Arabien und Teile Mittelasiens. Den Dromedaren macht die beträchtliche Kälte der Winternächte dieser Gebiete nichts aus. Krasse Temperaturgegensätze scheinen sogar ihr Wohlbefinden zu fördern. Als Anpassung an die klimatischen Verhältnisse kann die Schwankung der Körpertemperatur des Dromedars zwischen 34 °C und 40 °C angesehen werden.

Wassermangel können Dromedare gut ertragen. Bei kühlem Wetter und saftiger Nahrung kommen sie wochenlang ohne Wasser aus. Schwere Arbeit und heißes Wetter bedingen höheren Wasserbedarf. Kamele wittern Wasser auf große Entfernung. Sie laufen in solchen Fällen ungestüm auf die Wasserstelle zu. Die Tiere saufen das Wasser in großer Menge, ein durstiges Dromedar kann bei einer Tränkung 100-150 Liter davon »tanken«.

Lange glaubte man, daß Kamele Wasser in ihrem Höcker speichern und deshalb so lange »dursten« könnten. Dies ist jedoch nicht der Fall. Vielmehr rührt ihr geringer Wasserbedarf daher, daß die Tiere einen außerordentlich konzentrierten Urin und Kot abgeben und so Wasser sparen. Außerdem können Kamele unbeschadet wesentlich mehr von ihrer Körperflüssigkeit verlieren als andere Tiere, nämlich bis zu 40% ihres Körpergewichts. Durch einmaliges Trinken können sie diesen Wasserverlust wieder ausgleichen. Zum Vergleich: Für den Menschen kann ein Wasserverlust von mehr als 10% seines Körpergewichts bereits kritisch werden.

Der Kamelhöcker dient hingegen als Energiespeicher. Daher hat ein schlecht genährtes Kamel keinen Höcker mehr.

Verwilderung
Mehrmals wurde versucht, Dromedare außerhalb ihrer Heimat anzusiedeln, so in Südspanien, in Texas, Arizona und New-Mexiko sowie in Australien, wo sie anschließend verwilderten. Heute schätzt man diesen Bestand an freilebenden Dromedaren auf 50 000 oder mehr Tiere. Es sind die einzigen wildlebenden Dromedare auf der Welt und ihr Sozialleben ist für die Wissenschaft von besonderem Interesse.

Leistungsfähigkeit
Reitkamele sind sehr ausdauernd. Sie laufen im Paßgang und halten einen Trab stundenlang durch. Beim Galopp ermüden sie jedoch schnell. Mit Reiter trabt ein Dromedar bis zu 80 km weit an einem Tag.

Lastkamele tragen etwa 150 kg Lasten und legen dabei 4 km in der Stunde zurück. So beladen, können sie an einem Tage bis zu 50 km Entfernung überwinden. Gewöhnlich schaffen sie nur knapp die Hälfte dieser Strecke. Auf kürzere Entfernungen werden Lasten bis 400 kg befördert.

Fortpflanzung
Die Paarungszeit fällt in die Monate Januar bis März. Die Hengste werden dann aggressiv, kämpfen mit ihren Rivalen und werden bissig gegenüber den Menschen. Bei ihren Kämpfen suchen Dromedarhengste einander mit den Hälsen niederzudrücken, nach den Beinen des Gegners zu beißen und ihn überraschend umzuwerfen. Die Stimme besteht zu dieser Zeit aus einem Gurgeln und Blöken. Außerdem knirschen Kamelhengste deutlich hörbar mit den Zähnen.

Gelegentlich tritt wie eine knapp fußballgroße Blase aus dem Maule der Brüllsack hervor. Der Brüllsack ist nichts anderes als das aufgeblähte Gaumensegel. Während der Brunft erzeugen die Hengste schaumigen Speichel, der wie Rasierschaum um das Maul verteilt wird und bei jäher Bewegung in Flocken durch die Gegend fliegt.

Die Tragzeit dauert fast 12 Monate. Das Fohlen ist schon kurz nach der Geburt auf den Beinen und kann der Mutter folgen. Die Stute hat ein Euter mit vier Zitzen. Dromedarmilch ist mit 6,4% Fettgehalt fetter als Kuhmilch. Nach gut einem Jahr wird das Fohlen entwöhnt. Die Stuten werfen alle 2 Jahre. Mit 3- 4 Jahren sind Dromedare geschlechtsreif. Die Lebensdauer beträgt 30- 40 Jahre.

Nahrung
Aufgrund ihrer Genügsamkeit sind Dromedare in der Lage, in Wüsten zu leben. Ihre Nahrung besteht aus harten, dornigen Pflanzen wie den verschiedenen Akazienarten und harten Gräsern. Zu den Futterpflanzen der Kamele zählen Tamarisken, Johannisbrotbaum, Bocksdorn und Klettgras. Dornige Pflanzennahrung macht den Dromedaren nichts aus. Zu ihrem Wohlbefinden benötigen sie offenbar harte, faserige und bittere Pflanzenstoffe.

Trampeltier, Zweihöckeriges Kamel (Camelus ferus)
Als Wildtier kommt das Trampeltier nur noch in winzigen Restbeständen in der Wüste Gobi vor. Daneben wurde aber schon vor etwa 4500 Jahren eine Haustierform gezüchtet (Camelus ferus forma bactrianus).

Körperbau
Das Trampeltier ist wuchtiger gebaut als das Dromedar. Kennzeichnend sind die beiden Fetthöcker auf dem Rücken. Neugeborene haben statt der Höcker nur deren leere Hüllen, die wie eine Falte auf dem Rücken liegen. Bei jungen, wohlgenährten Tieren stehen die Höcker aufrecht. Kranke, abgemagerte und ältere Kamele sind an ihren umgekippten oder schlaffen Höckern zu erkennen.

Die Körperbehaarung besteht aus langer, krauser Wolle. Im Frühjahr löst sich der Behang in großen Fetzen ab. Nach dem Haarwechsel erscheint das Trampeltier fast nackt, so kurz sind die Haare des neuen Felles. Die Sohlenfläche des Trampeltieres ist breiter als die des Dromedars. Die Färbung ist meist dunkelbraun, doch kommen auch rötlichbraune und weiße Exemplare vor.

Umweltanpassungen
Trampeltiere sind Bewohner der Kältesteppen Innerasiens. Der auffallende Fellwechsel ist eine Anpassung an extreme Kälte (bis -30 °C) des Winters und die große Hitze des Sommers. Kälte scheint das Trampeltier überhaupt nicht zu beeinträchtigen, während sommerliche Hitze seine Leistungsfähigkeit deutlich mindert.

Wassermangel wird mehrere Tage lang ertragen. Das brackige Wasser der Steppenseen ist für Trampeltiere genießbar. Sie haben einen ausgesprochenen Salzbedarf, den sie an den Salzflächen ausgetrockneter Gewässer decken. Die breiten Sohlen verhindern dabei das Einsinken der Trampeltiere in losen Untergrund.

Nutzung durch den Menschen
Das Trampeltier ist in erster Linie ein Lasttier. Aufgelegte Filzdecken schützen das Tragtier besonders im Sommer vor Druckstellen. Im Winter ist das üppige Fell ein guter Schutz gegen den Druck des Lastsattels. Frachten von 250 kg Gewicht werden in einem Tagesmarsch 30-40 km weit getragen.

In einigen Teilen seines Verbreitungsgebietes wird das Kamel als Zugtier vor Wagen oder Schlitten eingesetzt.

Fleisch, Haut, Wolle und Milch der Kamele werden vom Menschen verwertet. »Kamelhaar« stammt allerdings nicht von Kamelen, sondern hauptsächlich von asiatischen Fellziegen. Kameldung wird getrocknet und als Brennmaterial verwendet.

Fortpflanzung
Die Paarungszeit dauert von Februar bis April. Die Kamelstute legt sich zum Decken hin. Der Deckakt dauert bis zu einer halben Stunde. Die vorausgegangenen Brunftkämpfe verlaufen ähnlich wie beim Dromedar. Nach einer Tragzeit von rund 13 Monaten wird das Fohlen geboren. Mit 4 Jahren sind Trampeltiere fortpflanzungsfähig.

Nahrung
Kamele der Steppen Innerasiens sind auf trockene, harte, dornige Pflanzen angewiesen. Als Futterpflanzen kommen in Betracht: Salzsträucher wie die verschiedenen Saxaul-Arten, Melden, Wermut und stellenweise Pappeln.




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