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Springmäuse

Dipotidae

Herkunft: Nordafrika, Asien

Die Springmäuse oder Springnager (nicht zu verwechseln mit den im gleichen Lebensraum vorkommenden Rennmäusen, die zu den Wühlmäusen gehören), besiedeln mit über 40 Arten die Trockengürtel von Nordafrika über Vorderasien bis nach China. Diese stammesgeschichtlich noch sehr »jungen« Nager haben sich in ganz hervorragender Weise an die extremen Lebensbedingungen in der Wüste, Halbwüste und Trockensteppe angepaßt. Ihr Organismus ist darauf eingerichtet, lange Dürreperioden ohne jede Wasseraufnahme überstehen zu können. Der Wasserbedarf wird dann ausschließlich aus der Nahrung und durch Verbrennung von Körperfett gedeckt. Außerdem vermeiden die Tiere durch eine überwiegend nächtliche Lebensweise die sengenden Mittagstemperaturen (Sandtemperatur mittags bis 80 °C, Lufttemperatur am Boden bis 50 °C) und verbringen den Tag lieber im erträglichen Mikroklima ihrer selbstgegrabenen Erdbauten.

Gestalt
Auch im Körperbau sind die Springmäuse an den offenen und weitläufigen Lebensraum Wüste und Trockensteppe, in dem die Nahrungsvorkommen oft weit verstreut liegen, angepaßt. Durch die langen, kräftigen Sprungbeine - bei gleichzeitiger Verkürzung der Vorderbeine und Verlängerung des Schwanzes zu einer »Balancierstange« für den jetzt vorderlastig auf den Hinterbeinen gelagerten Körper - erhalten diese maus- bis eichhorngroßen Nager fast ein känguruhartiges Aussehen.

Die Fortbewegung ausschließlich mit den beiden Hinterbeinen, das bipede Hüpfen, erlaubt zum einen die rasche Überwindung großer Entfernungen zum Aufsuchen von Nahrung und zum anderen erstaunlich hohe Geschwindigkeiten, besonders bei der Flucht vor Feinden, wie die Sandkatze (Felis margarita), verschiedene Fuchsarten wie der Fennek (Fennecus zerda), der Blaßfuchs (Vulpes pallidus) oder der Korsak (Alopex corsac) sowie vor allem Nachtgreife (Eulen). Ganz interessant ist, daß schon bei den alten Ägyptern die Springmaus ein Sinnbild für die Geschwindigkeit war, denn die Hieroglyphe für diesen Begriff zeigt den Umriß eines solchen Tieres. Die Anpassung geht so weit, daß die Arten der Springmausgattungen Jaculus, Alactaga und Dipus überhaupt nicht mehr auf allen vieren laufen können, diese Arten schreiten also auch langsam nur auf 2 Füßen. Untersuchen wir den Hinterfuß einer Springmaus näher, so stellen wir meist fest, daß die Mittelfußknochen zu einem gemeinsamen Knochen, dem Kanonenbein, verschmolzen sind. Die Zahl der Zehen variiert zwischen 3, 4 und 5, was für die Unterscheidung der Gattungen von Bedeutung ist.

Auch farblich sind die Springmäuse mit ihrer oft sandfarbenen Decke gut an den Lebensraum angepaßt. Die Augen und meist auch die Ohren sind auffallend groß ausgebildet und geben uns schon einen deutlichen Hinweis auf die nächtliche Lebensweise. Am Schwanzende finden wir fast immer eine Endquaste, die oft weiß mit schwarzem Rand gefärbt ist und offensichtlich Signalfunktion (ähnlich der »Lampe« des Hasen) bei der innerartlichen Verständigung hat. Auch die Zehen tragen Haarbüschel, die das Einsinken in den feinen Wüstensand erschweren.

Lebensweise
Die dämmerungs- und nachtaktiven Tiere verbringen den Tag in ihren Erdbauten, die sie mit den kurzen Vorderbeinchen unter Zuhilfenahme der unteren Nagezähne ausscharren. Tagsüber wird der Eingang des Baues mit Sand verstopft. Nachts verzehren die Springmäuse Pflanzenteile und Wurzeln, die sie ausgraben, daneben aber auch Insekten und andere Kleintiere. Während kurzer Regenperioden, in denen die Wüste zu »leben« beginnt, ist der Speisezettel besonders reichhaltig. In diesen Zeiten gilt es, sich vollzufressen und zu mästen, damit für nahrungsarme Jahreszeiten genügend Fett gespeichert ist.

Winterschlaf, Trockenschlaf
In den nördlichen und südlichen Zonen ihres Verbreitungsgebietes (die kalten innerasiatischen Wüsten wie die Karakum oder die heiße mittlere Sahara) halten die Springmäuse einen Winter- bzw. Trockenschlaf und überdauern so die ganz extremen Jahreszeiten.

Arten
Von den über 30 Arten sind bisher nur wenige näher untersucht. Insbesondere über die Fortpflanzung ist kaum etwas bekannt.

Rauhfußspringmaus (Dipus sagitta)
Diese einzige Art ihrer Gattung ist vom Kaukasus bis China weit verbreitet und verdankt ihren Namen der auffälligen, bürstenartigen Zehenbehaarung. Sie hält von November bis März einen über 4 Monate dauernden Winterschlaf. Das Weibchen wirft nach 25-30 Tagen Tragzeit meist 2 (selten 3) Würfe mit durchschnittlich 3 Jungen im Jahr. Die Kinderstube wird mit ausgerupften Bauch- und Brusthaaren ausgepolstert.

Wüstenspringmaus (Jaculus jaculus)
Die eigentliche Wüstenspringmaus ist der bekannteste Vertreter der Gattung Wüstenspringmäuse (Jaculus). Sie ist in Nordafrika, im Vorderen Orient und im Iran beheimatet. Bei dieser Springmaus, die sich in Gefangenschaft gut züchten läßt, konnte Eibl-Eibesfeldt das Paarungsverhalten beobachten. Hierbei verfolgt das Männchen das Weibchen, verstellt ihr den Weg, betrommelt sie dann zart mit den Pfoten, hüpft nun im Halbkreis um sie herum, wobei er sich auffällig duckt und seine Partnerin schließlich zur Einnahme der Paarungsstellung auffordert.

Pferdespringer (Gattung Allactaga)
Die Pferdespringer, die im Eiszeitalter auch über Mitteleuropa verbreitet waren, besiedeln ein weites Verbreitungsgebiet von Nordafrika ostwärts bis nach China und Korea. Sie sind die größten Vertreter der Familie; die bekannteste Art (Allactaga sibirica) mißt beispielsweise bis zu 44 cm, wovon allerdings 26 cm auf den Schwanz entfallen. Die langen, dünnhäutigen Ohren der Pferdespringer erinnern sehr an Hasenohren. Pferdespringer können so schnell über die Steppe rasen, daß sie selbst zu Pferd kaum einzuholen sind.

Weitere Arten
Andere Springmausarten sind der südrussische Erdhase (Allactagulus pygmaeus) und die winzigen Zwergspringmäuse (Gattungen Cardiocranius und Salpingotus), unter denen die kleinste Form eine Kopf-Rumpf-Länge von gerade 4 cm erreicht und die damit das kleinste Nagetier überhaupt ist. Bei den Zwergspringmäusen sind die Mittelfußknochen nicht verwachsen. Die Arten der Gattung Pygeretmus tragen einen vergleichsweise kurzen, als Fettspeicher dienenden Schwanz. Eine besonders auffällige Springmaus ist die Riesenohrspringmaus (Euchoreutes naso) aus Nordchina und der Inneren Mongolei, deren Ohren dreimal so lang wie der Kopf sind.




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