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Steinböcke

Capra pyrenaica

Herkunft: Europa, Asien

Der Steinbock (Capra ibex) ist eng mit der Bezoarziege und der Schraubenziege verwandt, die beide ebenfalls zur Gattung Capra gehören. Entsprechend seines weiten Verbreitungsgebietes, das über die Alpen, die innerasiatischen Hochgebirge bis nach Vorderasien und Nordafrika reicht, haben sich zahlreiche Unterarten des Steinbocks herausgebildet. Alle zeichnen sich durch große, in einem, kreisförmigen Bogen weit nach hinten geschwungene Hörner aus. Ein Kehlbart ist meist vorhanden. Folgende Unterarten lassen sich unterscheiden:

1. Alpensteinbock (Capra ibex ibex). Die Hörner sind mittellang; auf dem Rücken verläuft kein deutlicher Aalstrich. Der Bart ist kurz und nur im Winter deutlich.

2. Nubischer Steinbock (C. i. nubiana). Er kommt in Palästina, Arabien, Ägypten und im Sudan vor. Die Rasse ist zierlich gebaut; die langen Hörner haben eine relativ schmale Vorderkante und die Beine sind lebhaft schwarzweiß gezeichnet.

3. Sibirischer Steinbock (C. i. sibirica). Er lebt in den innerasiatischen Hochgebirgen. Die Hörner sind lang, ihre Spitzen weisen nach außen. Der Rücken hat einen schwarzen Aalstrich; der Kinnbart ist lang.

4. Äthiopischer oder Waliasteinbock (C. i. walie). Diese Rasse lebt im Semiengebirge. Die mäßig langen Hörner bilden etwa einen halben Kreisbogen. auf der Stirn ist ein knöcherner Wulst; der Bart ist mäßig lang.

5. Westkaukasischer Steinbock oder Kuban-Tur (C. c. servertzovi). Die Hörner bilden ein weites V; ihre Spitzen weisen nach innen.

6. Ostkaukasischer Steinbock oder Dagestan-Tur (C. c. cylindricornis). Die Hörner bilden zusammen einen stumpfen Winkel. Die Vorderseite ist gerundet, ohne deutliche Querwülste. Die Hörner sind nach hinten gebogen und spiralig einmal gewunden.

Spanischer Steinbock (Capra pyrenaica)
Auf den Hochgebirgen der Iberischen Halbinsel leben mehrere Lokalrassen dieser eigenständigen Art. Sie sind graubraun mit schwarzem Aalstrich, schwarzer Brust, Schultern und Gliedmaßen. Der schwarze Kehlbart ist im Sommer kurz, im Winter lang. Die Hörner wachsen als weite Spirale mit einer Windung nach oben. Der Hornquerschnitt ist dreieckig.

Körperbau
Die Widerristhöhe der Steinböcke beträgt allgemein von 75 cm (C. pyrenaica) bis 110 cm (C. i. sibirica); ihr Gewicht erreicht 50-140 kg. Die Weibchen sind beträchtlich kleiner. Steinböcke haben einen gedrungenen, kräftigen Rumpf, mittellange Beine und einen kurzen Schwanz. Die Fellfarbe ist grau-, kastanien- oder rotbraun. Manche Böcke können im Alter grauweiß werden. Der Bauch ist weißlich gefärbt. Sommer- und Winterfell sind verschieden dicht, lang und wollig. Die größten Unterschiede zeigen innerhalb der Steinböcke die Gehörne der Männchen, während sich die Weibchen bis auf Größenunterschiede recht ähnlich sehen. Die Hörner sind im Querschnitt meist dreieckig oder birnenförmig. Die Weibchen haben viel kleinere Hörner, denen auch die Wülste an der Vorderseite fehlen. Die Klauen sind gut ausgebildet; Nebenklauen verschwinden im Fell. Der harte Klauenrand hält der hohen Beanspruchung auf steinigem Untergrund stand.

Lebensraum
Steinböcke sind Klettertiere und leben daher an steilen Felshängen oberhalb der Baumgrenze. Der Nubische Steinbock hält sich in Steinwüsten und Wüstenschluchten auf. Am Toten Meer lebt er in Höhen bis 400 m unterhalb des Mittelmeerspiegels. Ture leben weitgehend in der Bergwaldregion.

Der Waliasteinbock ist in Baumheidengebüschen, auf grasigen Hängen und in der Zone von Greiskräutern (Senecio) und Riesenlobelien (Lobelia) anzutreffen.

Der Alpensteinbock hält sich meist oberhalb der Baumgrenze auf. Er meidet die Täler und bevorzugt die Hänge: Im Winter bieten Südhänge fast immer offene Stellen, an denen ein Steinbock Äsung findet. Im Frühjahr sucht das Steinwild tiefere Lagen auf, weil dort schon das erste sprießende Grün zu finden ist. Alle Steinböcke, mit Ausnahme des Nubischen, müssen reichlich Wasser zur Verfügung haben.

Lebensweise
Das Steinwild lebt gesellig. Die Rudel bestehen aus Weibchen und deren Kitzen, andere aus Böcken. Die Mitglieder eines Rudels kennen einander und schließen fremde Tiere aus. Dennoch wechseln die Rudel häufig in ihrer Zusammensetzung. Zu manchen Zeiten vereinigen sich mehrere Trupps zu einer größeren Herde. Steinböcke sind vorwiegend tagaktiv. Im Laufe eines Tages wechseln sie öfter den Standort. Sie ziehen sich bei Beunruhigung an steile Hänge zurück. Da Steinböcke selten tiefere Täler überqueren, sind sie innerhalb eines Bergmassivs standorttreu.

Die Sinne wie Hören, Sehen und die Witterung sind bei Steinböcken gut ausgebildet. Bei Gefahr fliehen sie meist hangaufwärts. Nach einer Fluchtstrecke bleiben sie stehen und sehen sich nach der Gefahrenquelle um; dann setzen sie die Flucht fort. Ihre Feinde sind Bär, Luchs, Wolf, Fuchs, Leopard, Irbis und Steinadler, je nach Verbreitungsgebiet. Adler werden natürlich nur den Kitzen gefährlich.

Die Stimme des Steinbockes ist bei Gefahr ein gedehnter Pfiff des Männchens. Weibchen und Kitze meckern, Kitze blöken, wenn sie sich verlassen fühlen.

Fortpflanzung
Der Alpensteinbock paart sich im Dezember und Januar. Die Böcke gesellen sich dann zu den Rudeln und tragen untereinander Kämpfe aus. Steinböcke kämpfen, indem sie sich auf ihre Hinterbeine erheben, den Kopf schief halten und dann krachend mit den Hörnern aufeinanderprallen. Dieses Aufrichten auf die Hinterbeine dient auch dem Imponieren. Wenn zwei Böcke miteinander kämpfen, versuchen sie dadurch einen Vorteil zu erlangen, daß sie von einem höheren Platz aus als der Gegner angreifen. An Hängen haben sie dafür reichlich Gelegenheit. Im weiteren Kampf hakeln die Rivalen mit den Hörnern oder drängen Stirn gegen Stirn.

Im Paarungszeremoniell schreitet der Bock auf eine Geiß zu, streckt den Kopf weit vor und legt dadurch die Hörner zurück. Dabei öffnet er das Maul, streckt die Zunge vor und erzeugt damit ein flatterndes Geräusch. Der Schwanz ist dabei hochgeklappt.

Nach 150-180 Tagen Tragzeit setzt die Geiß ein Kitz. Ausnahmsweise sind es Zwillinge. Die Jungen können der Mutter sofort folgen. Bei Gefahr drücken sie sich jedoch in Gesteinsspalten und dergleichen. Die Jungtiere schließen sich innerhalb eines Rudels zu einer Art »Kindergarten« zusammen. Diese Kitzrudel unterhalten sich durch lebhafte Spring- und Kampfspiele. Mit 2-3 Jahren sind Steinböcke geschlechtsreif.

Nahrung
Steinböcke äsen Gräser, Kräuter, Laub und Knospen, Nadelholztriebe und Flechten. Salzlecken werden vom Steinwild besonders gern aufgesucht.

Naturschutz
Mehrere Unterarten des Steinbocks sind von der Ausrottung bedroht, die Art gilt in Deutschland als potentiell gefährdet. Wenn auch die Bestände unter schlechtem Wetter und seuchenhaften Erkrankungen wie der Räude zuweilen erheblich leiden, ist der starke Rückgang jedoch in erster Linie auf zu intensiven Abschuß bzw. Wilderei zurückzuführen. Eine erhebliche Rolle spielte dabei der Aberglaube, der den verschiedenen Körperteilen des Steinbockes wundersame Heilwirkungen zuschrieb. Bezoare, verknöcherte Sehnen aus dem Herzmuskel, und die Hörner spielten dabei eine Rolle. Regelrechte »Steinbockapotheken« vertrieben diese Volksmedizin.

In der Schweiz wurde der letzte Steinbock im Wallis zu Beginn des 19. Jahrhunderts ausgerottet. In Österreich verschwand die Art im Jahr 1706.

In Piemont (Italien) hielt sich ein Bestand im oberen Aosta-Tal zwischen dem Montblanc und dem Monte Rosa. Dort wurden die Tiere geschützt. 1854 wurde dieses Gebiet Privatbesitz des italienischen Königs Viktor Emanuel II. Der König ließ dieses Jagdrevier streng bewachen. Trotz mancher Rückschläge entwickelte sich der Bestand gut. Der königliche Jagdpark wurde zum Gran-Paradiso-Nationalpark. Alle Steinböcke, die in neugegründeten Schutzgebieten angesiedelt wurden, stammen aus dem Gran-Paradiso-Park.

Die Wiedereinbürgerung des Steinwildes im Alpenraum verlief außerordentlich erfolgreich. Heute gibt es wieder in fast allen Regionen der Alpen Steinböcke. Der Gesamtbestand wird auf über 20 000 Tiere geschätzt.

Der Spanische Steinbock ist aus vielen Gebirgszügen verschwunden, z. B. aus den Pyrenäen. Der größte Bestand hält sich in der Sierra de Gredos.

Der Nubische Steinbock ist ebenfalls aus den meisten Teilen seines Verbreitungsgebietes verschwunden. In Israel hat sich diese Rasse in einigen Schutzgebieten gehalten.

Der Waliasteinbock soll nur noch mit weniger als 500 Exemplaren in Äthiopien vorkommen und gehört damit weltweit zu den meistgefährdeten Huftieren.




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