In Europa ist der Bestand an Rohr-, Korn- und Wiesenweihen stärkstens gefährdet, da durch Abschuß der Brutvögel, Eierraub und besonders durch die ständig fortschreitende Beunruhigung der Brutbiotope durch den Menschen und durch Trockenlegung von Feuchtgebieten immer weniger Bruten erfolgreich verlaufen. Alle 3 Weihenrarten, die bei uns sämtlich auf der Roten Liste stehen, verdienen unbedingt völligen Schutz sowie die Erhaltung und Wiederherstellung geeigneter Brutgebiete, um als Art zu überleben.
Merkmale
Typische Kennzeichen der Weihen sind das schlanke Flugbild, die langen Läufe und der fast eulenähnliche Gesichtsschleier aus besonders spezialisierten Federn der Kopfseiten. Mit Ausnahme der Rohrweihen, wo beim Männchen nur Teile der Flügel und der Schwanzkrausen blaugrau sind, heben sich männliche Weihen im Alterskleid durch ihr fast einheitlich hellgraues Gefieder (die Handschwingen sind immer dunkel) deutlich von den braunen und größeren Weibchen ab. Auch der schaukelnde Flug mit nach oben angewinkelten Flügeln ist ein gutes Erkennungsmerkmal für Weihen. Weihen gleiten auf der Suche nach Beute - kleinen Säugetieren und Vögeln (besonders deren Eier und Küken) sowie gelegentlich Reptilien und auch Insekten - im typisch schaukelnden Flug dicht über Feldern, Röhrichtdickichten, Grasflächen und Sumpfgebieten dahin und überraschen ihre Beutetiere unter Ausnutzung aller vorhandenen Deckungsmöglichkeiten.
Brut
Mit Ausnahme der Fleckenweihe (Circus assimilis; Australien, Timor und Celebes) legen alle Weihen Bodennester an, die von beiden Partnern gemeinsam gebaut werden (das Weibchen übernimmt oft den größeren Anteil). Von mehreren Nestanlagen wählt schließlich das Weibchen den endgültigen Horst aus; die anderen dienen als Ruhe- und Kröpfplätze (zum Zerteilen der Nahrung) sowie oft auch der Begattung.
Das Gelege besteht meist aus 3-6 Eiern, die je nach Art 27-39 Tage lang (meist vom 1. Ei an) allein vom Weibchen erbrütet werden, während der männliche Brutpartner die Nahrung herbeischafft. Beim Schlüpfen tragen junge Weihen bereits ein weißes oder rötlichbraunes Dunenkleid, das sie bald gegen ein 2. dichteres und meist dunkleres Dunengefieder auswechseln. In den ersten Tagen hudert und füttert (»atzt«) allein das Weibchen die Jungen, von denen oft das kleinste stirbt und mit verfüttert wird. Später jagen
beide Altvögel und ziehen den Nachwuchs groß.
Nach etwa 35-40 Tagen werden junge Weihen flügge, bleiben aber noch weitere 2-3 Wochen mit den Eltern in Horstnähe zusammen. Die Geschlechtsreife erreichen sie im 2. (überwiegend Weibchen) bis 3. Lebensjahr. Die ältesten bekannten Ringvögel wurden über 7 Jahre (Wiesenweihe), 13 Jahre (Kornweihe) und über 16 Jahre alt (Rohrweihe).