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Wisent

Bison bonasus

Herkunft: Osteuropa

Der Wisent ist der nächste Verwandte des Bisons aus Nordamerika. Früher waren Wisente in den gemäßigten Zonen Eurasiens bis nach Ostasien verbreitet. Sie verschwanden dort unter anderem als Folge der Bejagung und durch die Rodung der Wälder.

Gestalt
Der Wisent hat eine Widerristhöhe von bis zu 200 cm und ein Gewicht um 900 kg. Die Kühe sind kleiner und leichter als die Stiere. Der Wisent ist das größte Landsäugetier Europas. Der Widerrist ist durch die verlängerten Dornfortsätze der Brustwirbel auffällig erhöht. Der Kopf wird meist gesenkt getragen. Er erscheint daher tief angesetzt. Die Rückenlinie fällt zur Kruppe hin ab. Der breite Schädel trägt mäßig lange, nach oben und einwärts gebogene Hörner. Das dichte Haarkleid verlängert und kräuselt sich am Kopf und Vorderkörper. Die Scheitelhaare sind lang und liegen nach vorn gerichtet dem Kopfe an. Der Schwanz ist lang behaart. Die Fellfarbe ist ein stumpfes Kastanienbraun. An den Kopfseiten wird das Fell dunkler, während es auf dem Scheitel und den Schultern heller rötlich- oder gelbbraun getönt ist. Kälber sind heller gefärbt als die Alttiere.

Im Vergleich zum Bison ist der Wisent schmal und hochbeinig. Das entspricht seinem Lebensraum, dem Wald. Außerdem unterscheidet sich der Wisent vom Bison durch seine weniger abfallende Rückenlinie und das Fehlen der »Puffärmel«, des Beinbehanges, der beim Bison bis zu den Handgelenken reicht.

Lebensraum
Der Wisent lebt vorzugsweise in Laubmischwäldern, von denen er im Sommer die feuchten Gebiete aufsucht. Außerdem benötigt er in seinem Lebensraum Wasser zum Trinken. Sind die Wasserstellen im Winter zugefroren, kann er wohl auch mit seinen Hufen Löcher ins Eis schlagen.

Lebensweise
Wisente bilden Herden aus Kühen und Jungtieren unter Führung einer Leitkuh. Eine Herde kann bis zu 20 Tiere stark sein. Im Winter vereinigen sich mehrere Herden zu Verbänden von 30-50 Tieren. Die Bullen sondern sich von der Herde ab, wenn sie ihr 4. Lebensjahr erreicht haben.

Während des Sommers wandern die Herden in ihrem Wohngebiet weit umher. Im Winter ist der Wisent weniger beweglich und harrt in einem kleineren Areal aus. Im Kaukasus kamen die Wisente in die tieferen Lagen. Da sie in diesem Bereich nicht geduldet wurden, trug die Arealeinschränkung zu ihrer Ausrottung bei. Wisente sind sowohl tagsüber als auch nachts unterwegs. Ihre größte Betriebsamkeit entfalten sie jedoch in den Morgen- und Nachmittagsstunden. An trockenen Plätzen nimmt der Wisent gerne Sandbäder. Diese Plätze suchen die Tiere in der Mittagszeit auf.

Ins Wasser gehen Wisente ohne weiteres. Sie können gut schwimmen. Wisente suhlen sich jedoch nicht in der Art von Büffeln. Sie lieben es dagegen, mit den Hörnern im feuchten Untergrund zu wühlen und Schlamm über ihren Körper zu werfen.

Wisente trollen durch den Wald in einem gemessenen Kreuzgang. Nur die Jungtiere sind spielerisch lebhaft. Wisente können erstaunlich schnell galoppieren, wenn auch nur über kürzere Strecken. Das Sprungvermögen der schweren Tiere überrascht ebenfalls. Beim Einfangen von Wisenten kann es passieren, daß ein erwachsenes Tier einen 2 m hohen Zaun überspringt.

In ihren Lautäußerungen sind Wisente zurückhaltend. Man hört gelegentlich schnaubende und knörende Töne.

Feinde der Wisente waren Bären und Wölfe. Bei hohem Schnee können Wölfe einem ermatteten Wildrind gefährlich werden. Erwachsene Stiere weichen dem Menschen vor allem im Winter nicht ohne weiteres aus. Kühe mit Kälbern gelten als angriffslustig.

Fortpflanzung
Die Rinderzeit (Paarungszeit) der Wisente findet im August/September statt. Jüngere Bullen gehen dann den erwachsenen aus dem Wege. Anstelle eines Nebenbuhlers bearbeiten brünftige Bullen Bäume und Sträucher mit den Hörnern so, daß sie manche entwurzeln. Wenn 2 Rivalen zusammentreffen, räumt einer meistens freiwillig das Feld. Andernfalls kommt es zu einem heftigen Kampf. Ein Bulle versammelt um sich einen Harem von 2-8 Kühen.

Die Tragzeit dauert beim Wisent 260-270 Tage. Zur Geburt sondert sich das Muttertier von der Herde ab. Das Neugeborene wird von ihr trockengelegt. Die Mutter verzehrt die Fruchthüllen. Sie bleibt mit ihrem Kalb in einem Waldversteck ungefähr 3 Tage allein. Dann kann ihr das Kalb überallhin folgen. Sie schließt sich dann mit ihrem Nachwuchs der Herde wieder an.

Nahrung
Wisente fressen Laub, Zweige und Knospen, im Winter auch Baumrinde. Wo freie Flächen vorhanden sind, weiden sie auch Gras. Junge Bäume werden von ihnen »umgeritten«, damit sie an das begehrte Laub gelangen. Beim Schälen der Rinde setzen sie ihre Unterkiefer-Schneidezähne wie ein Stemmeisen ein. Sie lösen so ein Stück Rinde, erfassen es mit dem Maul und werfen den Kopf hoch. Dabei reißen sie einen Streifen Borke ab. Begehrte Futterpflanzen sind für sie: Weide, Zitterpappel, Erle, Linde, Rotbuche, Weißbuche, Eiche, Traubenkirsche, Faulbaum, Eberesche, Heidel-, Him- und Brombeere sowie Heidekraut. Nadelhölzer werden von ihnen nur ausnahmsweise verbissen.

Bestand
In vorgeschichtlicher Zeit war der Wisent über ganz Europa mit Ausnahme der nördlichen Teile von Skandinavien und Rußland verbreitet. Germanien galt den Römern als die Heimat des Wisents. Bis ins 11. Jahrhundert lebten Wisente in England, bis zum 14. Jahrhundert in Frankreich. Im Mittelalter war die Art noch in weiten Teilen Deutschlands anzutreffen. Für das 14. Jahrhundert ist das Vorkommen in Pommern belegt. 1755 wurde der letzte Wisent in Ostpreußen durch einen Wilderer getötet.

Siebenbürgen war eines der Rückzugsgebiete des Wisents. Die Jagd auf dieses Rind spielte bei den dortigen Fürsten eine große Rolle. Doch im 18. Jahrhundert verschwand der Wisent auch aus Siebenbürgen; 1790 soll der letzte gefallen sein.

In Polen hielten die Könige dieses Wild in verschiedenen Gehegen und Parks für die Jagden des Adels. Die Wisente wurden jedoch nach und nach ausgerottet, bis im 19. Jahrhundert nur noch ein Bestand im Urwald von Bialowieza an der polnisch-litauischen Grenze überlebte. Doch auch dieser erlosch am Anfang dieses Jahrhunderts. Danach lebten Wisente nur noch in Rußland und in einigen Zoos. Durch ein beispielloses Zuchtprogramm konnte der Wisentbestand jedoch nach und nach wieder aufgebaut werden.




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